Immer mehr Bürger schließen sich zusammen, um ihre Museen zu unterstützen - und um eigene Akzente zu setzen.

Der Jurist Dr. Ekkehard Nümann, Vorstandsvorsitzender der "Freunde der Kunsthalle" und zugleich Präsident des Bundesverbandes der Fördervereine deutsche Museen für bildende Kunst, gibt Auskunft über die wachsende Rolle des bürgerschaftlichen Engagements für Museen.

Museumwelt:

Seit wann haben Museen überhaupt Freundeskreise?

Dr. Ekkehard Nümann:

Die Freunde der Kunsthalle gibt es seit 1923. Auch andere Freundeskreise sind bereits im frühen 20. Jahrhundert gegründet worden. Der älteste ist der Kaiser-Friedrich-Museumsverein des heutigen Bode-Museums, der bereits seit 1897 besteht.

Museumswelt:

Wie viele Vereine gehören dem Bundesverband an?

Nümann:

Wir haben vor sieben Jahren mit neun Vereinen angefangen, heute sind es 57 mit insgesamt 80 000 Mitgliedern.

Museumswelt:

Welche Aufgabe hat der Bundesverband?

Nümann:

Wir treffen uns alle halbe Jahre und der jeweilige Gastgeber zeigt, mit welchen Ideen und Möglichkeiten er sein Museum fördert. Wir haben hervorragend funktionierende Freundeskreise kennengelernt, aber auch solche, die erst im Entstehen begriffen waren oder vor sich hindümpelten. Im Grunde geht es um Anregungen, um Erfahrungsaustausch, um das Finden neuer Ideen für ein gemeinsames Anliegen.

Museumswelt:

Welche Motive haben die Mitglieder von Fördervereinen?

Nümann:

Sie lieben ihr Museum, identifizieren sich mit ihm und bringen sich mit ihren Möglichkeiten ein.

Museumswelt:

Können Fördervereine eigene Akzente setzen?

Nümann:

Das hängt davon ab, was die jeweilige Museumsleitung will. Und das ist sehr unterschiedlich. Die Freunde der Nationalgalerie in Berlin haben sogar bei Großausstellungen die Verhandlungen für Leihgaben geführt und die Versicherungen abgeschlossen und an den Ausstellungskonzeptionen mitgearbeitet. Das tun die meisten Freundeskreise nicht, aber fast immer findet mit der jeweiligen Leitung ein lebhafter Austausch statt. Das hängt immer von den Menschen ab. Es gibt Museumsdirektoren, die an einem Meinungsaustausch nicht interessiert sind, aber das ist die Ausnahme.

Museumswelt:

Was ist die Hauptaufgabe eines Freundeskreises?

Nümann:

Es geht immer darum, das jeweilige Haus zu fördern in jeder Beziehung. Das steht in der Regel auch so in der Satzung. Es geht darum, das Angebot des Hauses zu unterstützen, Seminare durchzuführen, Führungen zu organisieren, alles, was im Haus geschieht, öffentlich zu verbreiten. Die Freunde der Kunsthalle haben 18 000 Mitglieder, die natürlich als Multiplikatoren wirken.

Museumswelt:

Wie wirken Sie innerhalb der Museen?

Nümann:

Ich glaube, dass wir ein ganz wichtiger und kalkulierbarer Bestandteil der Arbeit eines Museums sind. Wir sind nicht nur in unseren Handlungen, sondern auch mit unseren Zuwendungen berechenbar. Sponsoren sind flüchtig, wir sind zuverlässig. Einerseits machen wir Programme für unsere Mitglieder, andererseits unterstützen wir die Museen ganz direkt. Die Freunde der Kunsthalle betreiben zum Beispiel die Museumsshops, übrigens mit beträchtlichem wirtschaftlichem Erfolg. Wir sind inzwischen eine richtig große Fachbuchhandlung. Für die Kunsthalle ist das außerdem eine enorme Entlastung.

Museumswelt:

Welche Rolle spielen Schenkungen der Freundeskreise an die Museen?

Nümann.

Gerade in Zeiten knapper oder nicht vorhandener Ankaufsetats ist das natürlich von enormer Bedeutung.

Museumswelt:

Wie sieht das bei den Freunden der Kunsthalle konkret aus?

Nümann:

Wir wenden der Kunsthalle im Jahr ungefähr 500 000 Euro zu. Dann darf die Kunsthalle wählen, ob sie Publikationen bezahlt, Kunstwerke angekauft oder Ausstellungen finanziert haben möchte.

Museumswelt:

Gibt es Trends?

Nümann:

Da die Kunsthalle zurzeit nicht mehr so viele Sponsoren wie früher findet, spielt die Ausstellungsfinanzierung eine zunehmende Rolle.