Das “mitwachsende“ Bett ist nicht für jedes Kind eine Lösung. Viele wollen auch die Möbel der Erwachsenen - im Handel sind einige Beispiele zu finden.

"Mama, ich möchte diesen Sessel haben." Kinder haben sehr klare Vorstellungen davon, was - und für wie lange - in ihr Kinderzimmer gehört. Neuerdings stehen auch Klassiker hoch in der Gunst kleiner Möbelbesitzer.

Thonet brachte 1931 mit dem "S 43" von Mart Stam den ersten Freischwinger auf den Markt, Arne Jacobsen hat die Stühle seiner "Serie 7" 1955 entworfen, ebenso wie Walter Papst, dessen Dreibeinstuhl von Anfang an auch in einer Kinder-Version gedacht war. Diese Stühle sind längst Design-Ikonen - und im Mini-Format zunehmend in Kinderzimmern zu finden.

Dabei sind es keineswegs nur die Eltern, die Klassiker für ihre Sprösslinge wählen. Auch die Kleinen scheinen sich für die klare Formensprache zu begeistern. "Das erleben wir direkt vor der Tür. Plötzlich bremsen die Kinder ab und zerren ihre Eltern zurück zum Schaufenster, um sich die Möbel genauer anzusehen", erzählt Heyco Hoops von Gärtner Internationale Möbel. Noch bis zum 7. November müssen Eltern in den Großen Bleichen mit einem abrupten Stopp rechnen. Denn die Ausstellung zeigt außerdem die kunterbunten Panton-Stühle. Dank ihrer Farbigkeit sowie der sanften Rundungen wurden sie von Anfang an - die Massenfertigung begann 1967 - von Kindern als Spiel- oder Sitzelement geliebt. Der "Panton Junior" bietet mit einer Sitzhöhe von knapp 35 Zentimetern inzwischen auch den passenden Sitzkomfort für die etwa Drei- bis Siebenjährigen. Weitere Hingucker sind kleine Diamond-Chairs (Designer Harry Bertoia), ein Eiermann-Schreibtisch oder Eames-Elephanten in Rot, Grün, Rosa oder Eisgrau.

Ebenfalls in leuchtenden Farben sind die Baby- und Mini-Togos zu haben, entworfen von dem französischen Designer Michel Ducaroy. "Auch diese Sessel-Klassiker haben die Herzen ihrer kleinen Besitzer erobert", sagt Brigitte Schuler von Ligne Roset am Neuen Wall. Das gemütlich-knautschige Design gibt es mit Alcantara bezogen oder in Mikrofaseranfertigung und ist somit pflegeleicht - ein klarer Vorteil für eine Kinderzimmermöblierung.

Ein weiterer Wunsch vorausschauender Eltern bei der Kinderzimmerausstattung sind "mitwachsende" Möbel. Die Entwickler des Stokke-Bettsystems Sleepi kommen diesem Anspruch mittels einer Anzahl von Erweiterungselementen nach. So soll Sleepi den Nachwuchs vom Säugling bis ins Alter von etwa sieben Jahren begleiten. Heinrich Steinkamp, Inhaber von Wohnstudio Steinkamp in der Hamburger Straße, hat da jedoch so seine Zweifel, ob die klugen Ideen nicht vielleicht von den Kindern unterlaufen werden. Der fünffache Vater lässt sich bei der Kundenberatung von seinen eigenen Erfahrungen leiten und erklärt: "Wenn ein Kind mit drei oder dreieinhalb Jahren in den Kindergarten kommt, ist es für seine Begriffe ein großes Kind. Und dann heißt es ganz schnell: Ich will mein Babybett nicht mehr, ich bin jetzt groß!" Er rät deshalb zum Kauf des Babybetts ohne Zubehör - so süß die im klassischen Nostalgie-Look gehaltene Säuglingswiege auch sein mag. Sehr viel hält der Fachmann dagegen von dem Wickeltisch Care des gleichen Herstellers. "Dabei handelt es sich um ein äußerst praktisches Multifunktionsmöbel." So sei die Wickelkommode zunächst ausgesprochen praktisch - zwei große Körbe bieten ausreichend Stauraum für Windeln und Baby-Kleidung, Babytücher und Puder sind in den Extra-Multiboxen an beiden Seiten in greifbarer Nähe. "Später lässt sich der Wickeltisch dann in ein Regal oder einen Spieltisch umbauen." Und den von Peter Opsvik 1972 entworfenen Kinderstuhl Stokke Tripp Trapp nennt Steinkamp gar einen "modernen Klassiker". Auch die Lebensdauer spreche für das Sitzmöbel: "Sobald das Kind sitzen kann bis hin zur Nutzung am Schreibtisch, der Tripp Trapp passt immer."

Und noch ein weiterer Ausflug in die Welt der Nostalgie: Das berühmte Eisenbahn-Motiv, der erste Kinder-Entwurf von Graziela Preiser aus dem Jahr 1970, ist wieder als Bettwäsche und Meterware erhältlich. Bei der Konzeption hat sich die Grafik-Designerin von ihrer himmelblauen Kindertapete inspirieren lassen, die ihr Vater ihr mit einer langen bunten Eisenbahn bemalt hatte - eine schöne Kindheitserinnerung.

www.kleineleute.net www.gaertnermoebel.de www.ligne-roset.de www.steinkamp-das-wohnstudio.de