Es ist 19.06 Uhr am Ahrensburger Kornkamp. Die Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes trifft ein.

Es ist ein Computer-Datensatz, per Richtfunk übertragen aus der Axel-Springer-Zentrale in der Hamburger Innenstadt. Dorthin waren die Daten aus der Redaktion am Ahrensburger Rathausplatz über eine hochgradig leistungsfähige Telefonleitung geschickt worden.

Im Druckhaus werden die Daten nun von einer Art Computerdrucker ausgeworfen. Allerdings nicht auf Papier, sondern auf einer sogenannten Druckform. Jürgen Kestenus überwacht den Ablauf. Er sagt: "Die Druckformen aus 99-prozentigem Aluminium haben eine lichtempfindliche Beschichtung. Ein Laser brennt darauf je eine Zeitungsseite." Die Fachleute nennen das "Belichten" - ein Relikt aus früheren Zeiten, als die Druckformen tatsächlich noch durch einen Negativfilm hindurch beleuchtet wurden.

Was heute wie damals gleich ist: Die mit Licht bestrahlten Flächen der Druckplatte reagieren anders auf Fett und Wasser als die im Dunkeln gebliebenen.

Später in der Druckerei haftet die fetthaltige Farbe nur auf den gelaserten Flächen. Jürgen Kestenus sagt: "Man braucht vier Druckformen pro Zeitungsseite. Je eine für die Farben Schwarz, Blau, Rot und Gelb."

"Wir stehen unter Druck", ruft Schichtleiter Stefan Fricke durch die Halle, in der die großen Rotationsmaschinen stehen. Er meint Zeitdruck. Denn der Fahrplan ist eng, auch die Abendblatt-Hauptausgabe und die Bild-Zeitung müssen an diesem Abend noch gedruckt werden.

Im Kellergeschoss, am unteren Ende der Rotationsmaschine, liegt das Papier. Mehrere Kilometer auf einer Rolle. Eine Sirene ertönt. Die Walzen des zwölf Meter hohen Rotationsturms setzen sich in Bewegung. Es wird laut in der riesigen Halle. Über mehrere Umlenkrollen wird die 1,60 Meter breite Papierbahn durch die Druckmaschine geführt. Die zylinderförmigen Walzen mit den Druckformen nehmen die Farbe auf und wälzen sie auf einen weiteren Zylinder mit Gummibeschichtung ab. Der bringt die Farbe dann auf das vorbeilaufende Papier. Die Maschine dreht sich immer schneller. Der Prozess ist mit dem bloßen Auge nicht mehr Wahrnehmbar. Der Schichtleiter sagt: "Die 21 000 Exemplare der Stormarn-Ausgabe sind in etwa 20 Minuten aus gedruckt."

Die Maschine faltet, schneidet und falzt das Papier im Anschluss an den Druckprozess. Fertig ist die Zeitung. Schichtleiter Stefan Fricke greift sich eine der ersten, schlägt sie auf. Drucken die vier Farbformen ein deckungsgleich? Per Computerbefehl kann er die Maschine gegebenenfalls nachjustieren.

Wenn die Hauptausgabe gedruckt ist, wird der Stormarn-Teil eingelegt. Das Papier geht auf Reisen - zum Leser.