Die gemeinnützige Stiftung Tierpark Hagenbeck konnte Projekte wie das Tropen-Aquarium oder die Elefanten-Freilaufhalle verwirklichen.

"Schon gefunden? In diesem Gehege sind zwei Leoparden", verspricht ein Schild den Besuchern. Das Schild wurde notwendig, nachdem die Großkatzen in ihre neue Anlage umgezogen waren. Üppig mit alten Eichen und Bambus bewachsen und mit Felsen und Wasserlauf ausgestattet, bietet das Gelände den seltenen Chinesischen Leoparden gute Tarnungsmöglichkeiten. Die Besucher hingegen müssen nun sehr genau hinsehen. "Es geht uns darum, den Tieren eine möglichst artgerechte und naturnahe Umgebung zu bieten, die gleichzeitig den Besuchern zeigt, wie sich die Tiere in freier Wildbahn an ihre Umgebung anpassen", erklärt Stiftungsbevollmächtigter Cord Crasselt. Und Leoparden als typische Anschleich- und Lauerjäger verstecken sich nun einmal gern.

Das Leopardengehege war das erste Projekt der gemeinnützigen Stiftung Hagenbeck, die 1998 gegründet wurde. Während die täglichen Betriebskosten von 32 000 Euro bei Hagenbeck ohne staatliche Zuwendungen allein durch die Eintrittsgelder erwirtschaftet werden, ermöglichen die Einzel-, Dauer- und Mehrjahresspenden sowie Testamentszuwendungen die Finanzierung besonderer Projekte. Dazu gehören etwa das Tropen-Aquarium, das Orang-Utan-Haus oder die Zuchtanlage für Kamtschatkabären. Derzeit nehmen die Tierpark-Chefs Joachim Weinlig-Hagenbeck und Dr. Stephan Hering-Hagenbeck - der Tierpark befindet sich in sechster Generation in Familienbesitz - die Eismeer-Anlage in Angriff. Im Frühjahr 2011 soll die weitläufige Polarlandschaft fertig sein. 20 Millionen Euro sind dafür notwendig. Der Tierpark hoffte darauf, dass sich die Hansestadt Hamburg zur Hälfte an den Kosten beteiligen würde, zugesagt wurden jedoch nur 7,5 Millionen Euro. Wieder sind es die Hamburger, die Hagenbeck zur Seite stehen. So ist das Ziel der Stiftung die Erhaltung sowie Erneuerungen und Erweiterungen des Tierparks. Stiftungsvorstand Weinlig-Hagenbeck: "Die Stiftung hat uns gerettet. Oder besser gesagt, die Hamburger haben mit ihren Zuwendungen ihren Tierpark gerettet!" Beim Eismeer bestand dringender Handlungsbedarf. Die ursprüngliche Anlage, unter Carl Hagenbeck entstanden, wurde schon im Krieg stark beschädigt und hat auch in der Folge so schwer gelitten, dass ein Neubau erforderlich wurde. Dabei hat jedoch der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden. "Die neue Anlage wird daher äußerlich dem historischen Eismeer gleichen, das schon Kaiser Wilhelm II. begeisterte, jedoch ein nach modernsten Erkenntnissen gestaltetes Innenleben erhalten", sagt Weinlig-Hagenbeck. Bevölkert wird die neue Anlage von Eisbären, Walrossen, Seebären, verschiedenen Pinguinarten und arktischen Vögeln.

Emotionen spielen bei Spenden eine entscheidende Rolle. Zwar bescheinigt Weinlig-Hagenbeck den Hamburgern generell "eine innige Verbundenheit zu ihrem Tierpark", dennoch gibt es einige besondere Sympathieträger. Neben den Nasenbären und Pinguinen liegen vor allem die Elefanten den Hamburgern am Herzen - und so verschafften sie ihren Lieblingen 2006 die fast 1000 Quadratmeter große beheizbare Freilaufhalle. "Wir haben hier eine intakte Herde, bestehend aus 13 Tieren, bei denen wir Sozialstrukturen beobachten können, wie sie im Freiland herrschen", sagt Weinlig-Hagenbeck. Damit seien wertvolle Forschungen möglich. Zu den Aufgaben eines modernen zoologischen Gartens gehöre nämlich nicht nur, dem Bedürfnis der Besucher nach Erholung und Bildung sowie des Artenschutz und der Tierzucht zu entsprechen, sondern auch Forschung und Lehre.

Hagenbeck ging bei den Elefanten als erster Tierpark das Risiko einer Herdengeburt ein - und kam zu bahnbrechenden Erkenntnissen. Bislang wurden Muttertiere bei der Geburt stets angekettet, um das Baby aus der Gefahrenzone ziehen zu können, wenn die Elefantenkuh nach dem Neugeborenen tritt. Dieses Treten hat nichts mit Aggression zu tun. "Das Junge soll dadurch möglichst schnell aufstehen und mitlaufen", erklärt Weinlig-Hagenbeck. Weil in freier Wildbahn die Geburt - eine sehr blutige Angelegenheit - der Moment ist, in dem der Löwe angreift. Weinlig-Hagenbeck: "Dass sich die Tiere bei uns gemäß ihren natürlichen Instinkten verhalten - darauf sind wir sehr stolz."

www.hagenbeck-tierpark.de