Wie viele Momente am Tag gibt es bei uns, an denen Essen und Trinken zur reinen Nebensache geworden ist. Das hastige Frühstück am Morgen, der trockene Sandwich mittags am Bürotisch, der Snack aus dem Automaten. Kein Genuss, reine Zweckerfüllung.

Wer nur so lebt, kann nicht zufrieden sein. Denn es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als sich gemeinsam mit Freunden oder der Familie an einer Tafel niederzulassen - wenigstens einmal am Tag. Denn das gemeinsame Essen ist der Zeitpunkt für wichtige Gespräche, Anekdoten, Sorgen und Freuden aus dem Alltag. Es ist der Moment, an dem der Stress des Tages abfallen kann und der Körper bereit ist für Genuss.

Vor allem für Kinder ist ein tägliches gemeinsames Essen im Kreis der Familie wichtig für die Entwicklung, denn es gibt ihnen ein Gefühl von Geborgenheit, einen Fixpunkt im Tag, wo sie ihre Eltern für sich haben.

Auch im Christentum spielte Essen und Trinken immer eine zentrale Rolle. Die letzte gemeinsame Mahlzeit Jesu mit seinen Jüngern ist dabei das bekannteste Ereignis. Die Urchristen trafen sich früher vor allem, um gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen, um zu teilen und sich auszutauschen. Erst später rückte der Gottesdienst immer mehr in den Vordergrund. Viele christliche Essenrituale haben wir dennoch in unserer Gesellschaft erhalten, wie Misha Leuschen in ihrem kulturgeschichtlichen Essay über die "Sinnlichkeit des Essens" beschreibt - unser Schwerpunkt in diesem Heft.

Dazu passt das Großereignis in der Nacht der Kirchen am 19. September, in der vor dem Mariendom die längste Tafel der Stadt aufgebaut wird. Der bekannte NDR-Fernsehkoch Rainer Sass wird gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst für alle Hungrigen des Abends himmlisch kochen. Gestärkt vom Mahl und hoffentlich anregenden Tisch-Gesprächen können die Besucher dann zwischen einer großen Vielfalt an Angeboten wählen. Ob Pop-, Klassik- oder Gospelmusik, Literatur, Kunst oder Improvisations-Theater - für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Entdecken Sie Kirche einmal neu für sich, bleiben Sie an einer Stätte oder lassen Sie sich von Kirche zu Kirche treiben.

Viel Spaß dabei wünscht

Ihre Sabine Tesche