Andres Urbszat ist ein gefragter Mann. Als Techniker, Ingenieur und Berufsschullehrer: Der 34jährige hat eine Ausbildung zum Elektrotechniker absolviert, dann noch ein Fachhochstudium drangehängt und schließlich Mathematik sowie Elektrotechnik für die Berufsschule studiert.

Im Mai hat er die zweite Phase, das Referendariat begonnen. Wenn alles glatt läuft, ist Urbszat in gut einem Jahr fertig und kann als Lehrer verbeamtet werden. "Das ist ein langer Weg", so Urbszat", "unter 30 wird da keiner fertig." Dabei sucht die Schulbehörde dringend Leute wie Andres Urbszat . "Es gibt bundesweit weniger Studierende als wir demnächst benötigen werden", sagt Joachim Lührs, Leiter der Abteilung Gymnasien und Gesamtschulen am Landesinstitut für Lehrerbildung. Allerdings gilt das nicht für alle Fächer und nicht für alle Schulformen gleichermaßen: "Es gibt einen Überhang bei den Grundschullehrern und zu wenig Lehrer für die Sekundarstufe I", erklärt seine Kollegin, Ausbildungsleiterin Monika Justus. In Hamburg ist aber das Lehramt der Primarstufe und Sekundarstufe I, kurz LAPS genannt, ein und dasselbe, wie überhaupt der Stadtstaat einen Sonderstatus einnimmt: Auch bei einem sehr guten Examen betragen die Wartezeiten für ein Referendariat bis zu drei Jahre, meldet die Schulbehörde, mit Ausnahme der Fächer Mathematik, Physik, Chemie, Latein und Spanisch.

Referendarin Ann-Kathrin Pagenkopp hat mit Mathematik und Physik gleich zwei Mangelfächer zu bieten. Dabei verfolgt die 27jährige ein besonderes Anliegen: "Ich möchte ein modernes Bild von Physik vermitteln und auch Mädchen als Vorbild dienen". Ihre Faszination für Beschleunigungs- oder Teilchenphysik möchte die junge Frau in neuen projektorientierten Lernformen weitergeben. Noch jedoch fühlt sie sich als Referendarin ständig beobachtet und kontrolliert: "Das ist schon eine harte Zeit."

Als Lohn winkt am Ende ein "interessanter, gesellschaftlich relevanter Beruf", heißt es auf der Website des Zentrums für Lehrerfortbildung. "Vorausgesetzt, man hat Lust mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten und interessiert sich für ihre Denkweise und Ideen", fügt Monika Justus hinzu. Vor zwei Jahren hat das Zentrum für Lehrerfortbildung die Ausbildung auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt und noch stärker auf den Lehrerberuf ausgerichtet. So können Interessenten schon vor dem Referendariat feststellen, ob sie für das Lehramt geeignet sind.

Unruhe unter die Beschäftigten und Aspiranten bringen dagegen die neuen sechsjährigen Primarschulen sowie die Stadtteilschulen - das Gefühl, Versuchskaninchen zu sein, kommt auf. Pagenkopp besucht ein lehramtsübergreifendes Hauptseminar und befürchtet, nur auf die Jahrgänge 5-6 abgestellt zu werden. Doch gerade Schulwechsel und Austausch sollen durch die Reform verbessert werden, sagt Ausbildungsleiterin Justus. "Das ist ein Beruf für flexible Menschen, die nicht 40 Jahre lang dasselbe machen wollen."