Rinderhälften zu zerlegen ist nichts für schwache Gemüter. Doch Daniela Ahlert (26) mag ihre vielseitige Arbeit.

Wenn Daniela Ahlert über ihren Beruf spricht, dann leuchten ihre Augen. "Fleischerin zu sein ist das, was ich will", sagt die 26-Jährige aus Tornesch selbstbewusst. "Das wusste ich schon, als ich als Kind bei meinen Eltern im Fleischereibetrieb gespielt habe." Daniela hat gerade ihre Lehre zur Fleischerin abgeschlossen, als beste bei den diesjährigen Prüfungen - und als einzige Frau ihres Ausbildungsjahrgangs. Sie lernte im Fleischereifachgeschäft Günther in Groß Borstel.

"Es macht mir Spaß, mit Fleisch zu arbeiten", sagt sie. "Außerdem ist der Beruf sehr vielfältig - davon weiß nur niemand etwas."

Täglich beginnt ihr Arbeitstag um sieben Uhr, zum Teil auch früher. Zu ihren allmorgendlichen Aufgaben gehört das Herstellen von Hack und Mett und sie kümmert sich um die Bratwürste und den Aufschnitt. Manchmal ist es ein richtiger Knochenjob - zum Beispiel wenn eine Schweine- oder Rinderhälfte zu zerlegen ist. Wohl auch aus diesem Grund gilt Fleischer als typischer Männerberuf. "Aber die Kollegen greifen mir, wenn's wirklich zu schwer wird, unter die Arme", erzählt die Gesellin. "Und da gibt's dann auch keinen blöden Spruch."

Daniela Ahlert ist sich sicher, dass sie den richtigen Beruf gewählt hat. Doch die Entscheidung dafür brauchte einiges an Zeit. Zunächst absolvierte Daniela eine Ausbildung zur Außenhandelskauffrau. Anschließend arbeitete sie für drei Jahre im Fleischereibetrieb ihrer Eltern. Der Entschluss, eine Ausbildung zur Fleischerin zu machen, stand danach fest. "Es war mir aber wichtig, dass ich nicht im Betrieb meiner Eltern lernen würde", sagt die junge Frau. "Einfach, um frei zu sein und mit einem anderen Team zusammenzuarbeiten. Konkurrenten sind wir dennoch nicht." Den ungewöhnlichen Job empfinden viele ihrer Freunde als spannend. Bei Prüfungen fiebern alle Bekannten mit, immer wieder wollen sie Anekdoten aus Danielas Arbeitsleben hören.

Ihr Chef Stefan Günther ist davon überzeugt, dass weibliche Auszubildende in seiner Branche gut aufgehoben sind. "Gerade junge Frauen sind kreativ und machen sich Gedanken um die bestmögliche Verarbeitung hochwertiger Lebensmittel." Mädchen seien oftmals disziplinierter und hätten Ausdauer bei der Arbeit, sagt der 44-Jährige. Die beste Bestätigung dafür findet er in seiner Auszubildenden.

Gerade hat die junge Frau eine Chili-Schoko-Wurst kreiert. Ihr Ziel ist es, irgendwann einmal mit ihrer Schwester den Betrieb der Eltern zu übernehmen. "Sie ist Kauffrau und ich kann das Handwerkliche übernehmen", hat sich Daniela schon überlegt. "Das sind die perfekten Voraussetzungen für eine vielversprechende Zukunft."