Jan Domann lernt im Stahlwerk auf Finkenwerder, die großen Anlagen zu überwachen, zu steuern und warten.

Die Funken fliegen, die Luft ist voller Staub und manchmal herrschen hier Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius. Jan Domann ist an einem der heißesten Arbeitsplätze der Stadt im Einsatz. Der angehende Verfahrensmechaniker der Fachrichtung Eisen- und Stahlmetallurgie arbeitet an einem Ofen, in dem Schrott und Eisenschwamm eingeschmolzen werden, um später als Rohstahl weiterverarbeitet werden zu können.

"Man muss viel Flüssigkeit zu sich nehmen, dann hält man die Hitze gut aus", sagt Jan, der mittlerweile im dritten Ausbildungsjahr ist. Wenn er in seiner feuerfesten Arbeitskluft steckt, kann man ihn kaum erkennen. Er trägt einen olivgrünen Schutzanzug, Sicherheitsschuhe, Handschuhe, Helm, Gehörschutz und eine Schutzbrille. Doch daran hat sich der 19-Jährige, der für die Ausbildung extra von Sachsen nach Hamburg gezogen ist, längst gewöhnt. Seine Ausbildung macht er im Stahlwerk von ArcelorMittal in Finkenwerder, das mit einer Jahresproduktion von einer Million Tonnen Stahl einer der bedeutendsten Produzenten von Walzdraht in Europa ist.

Verfahrensmechaniker wie Jan überwachen, steuern und regeln die großen Anlagen, in denen Stahl hergestellt und verarbeitet wird. Außerdem warten sie die Maschinen. Allgemein gesagt ist es ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Produktion nicht ins Stocken gerät. Deshalb müssen sie alle möglichen Störungen im Produktionsablauf erkennen und beseitigen können. Denn eine Maschine, die still steht, kommt für ein Unternehmen immer teuer zu stehen.

Die ersten Monate hat Jan in der Lehrwerkstatt der Mechaniker verbracht. Dort hat er gelernt, mit der Feile umzugehen, zu drehen, zu bohren und zu fräsen. Anschließend führte ihn sein Weg in die verschiedenen Arbeitsbereiche des Stahlwerks. Hier hat er jeweils sechs Wochen lang alle Anlagen und Arbeitsprozesse kennengelernt.

Außer im Schmelzbetrieb war Jan auch in der Strangguss-Anlage beschäftigt. Dort wird der flüssige Stahl zu sogenannten Knüppeln vergossen. Diese sind 10 bis 16 Meter lang und bis zu zwei Tonnen schwer. Im Feuerfest-Betrieb hat Jan die Gießpfannen und Verteiler mit Feuerfest-Material ausgekleidet.

Eine weitere Station war das Walzwerk. Hier werden die Knüppel zu Walzdraht mit unterschiedlichen Durchmessern von 5,5 bis 18 Millimeter gewalzt. Dieser Walzdraht wird für viele Produkte verwandt, vom Einkaufswagen über Stahlseile, Schrauben, Federn bis zu Putzwolle oder Geigensaiten. Verfahrensmechaniker arbeiten als Schmelzer, Walzwerker, Gießer oder Operator im Leitstand. Die unterschiedlichen Tätigkeiten wechseln von Woche zu Woche. Zwei bis drei Freischichten gibt es nach sieben Tagen Arbeit im Schichtrhythmus.

In der Stahlbranche hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles verändert, und so auch der Beruf des Verfahrensmechanikers. Was früher Handarbeit war, ist heute automatisiert und computergesteuert. "Die Berufsperspektiven sind dennoch gut", sagt Heidi Warnecke aus der Personalabteilung von ArcelorMittal Hamburg. "Wir haben einen hohen Bedarf, bilden pro Jahr sieben Verfahrensmechaniker aus und haben bisher auch alle Azubis übernommen."

Das freut Jan natürlich. Auch er will nach der Ausbildung unbedingt weiter im Stahlwerk bleiben, auch wenn es da laut, heiß und anstrengend werden kann. Es ist der Umgang mit dem Material in all seinen Aggregatzuständen, der ihn jeden Tag aufs Neue fasziniert. Und er hat große Pläne für die Zukunft: Wegen seiner guten Noten in der Berufsschule will er seine Ausbildungszeit um ein halbes Jahr verkürzen und bald noch seinen Techniker oder gar den Meister machen.