Klares Design und hochwertige Materialien in erstklassiger Verarbeitung zeichnen diese Möbel aus. Manche schaffen es sogar ins Museum.

Heute Avantgarde, morgen Klassiker. Was ist das Geheimnis?

Le Corbusier, Michael Thonet, Marcel Breuer - sie haben das Verständnis Kunst und Architektur - und von Möbeln revolutioniert. Damals Avantgardisten, sind sie heute aus der Riege der modernen Klassiker nicht mehr wegzudenken. Doch was braucht ein Möbel, um als Klassiker zu gelten? "Eine allgemeine Wertigkeit, das Zeitalter der Herstellung beziehungsweise ihre Beständigkeit über die Zeit hinweg - und sie müssen einen bestimmten Stil verfolgen, ob dies Biedermeier, Rokoko oder Klassizismus ist", erläutert Jutta Gröbner vom gleichnamigen Einrichtungshaus.

Schon heute in einem edlen Stück den Klassiker von morgen zu sehen ist die Herausforderung für die Inneneinrichterin. Jutta Gröbner weiß, worauf sie achten muss: "Das Stück muss eine Qualität und Schönheit besitzen, die uns auch noch in zehn Jahren ins Auge sticht. Ich denke da vor allem an die Arbeiten von Jaime Tresserra. Mit seiner Manufaktur in Barcelona gehört er sicher heute schon international zu den führenden Designern. Er fertigt sowohl Einzelmöbel für den Innenraum als auch für Luxushotels oder Yachten."

Tatsächlich zeichnen sich die Möbel durch eine außergewöhnliche Kombination aus: Sie wirken sowohl schlicht als auch mondän - unabhängig davon, ob der Katalane auf klare Linien setzt, wie beim Schreibtisch "Paralelas" (Nussholz, mit seitlicher Ablage beziehungsweise einem herausklappbaren Fach für Ordner), oder ob er eine dynamisch schwunghafte Formensprache spricht, wie bei dem Sessel "Casablanca" (Nussholz kombiniert mit hellem Beige für die Polsterung). Die genannten und weitere edle Stücke sind bei Gröbner am Mittelweg, dem offiziellen Tresserra-Repräsentanten für Norddeutschland, zu sehen.

Bei Marktex, seit April in der ABC-Strasse, werden die Klassiker von morgen vom Eigentümer selbst entworfen. "Im Gegensatz zu vielen anderen Möbelhäusern haben wir bei Marktex nicht verschiedene Designer unter Vertrag, sondern das ganze Sortiment wird von Ettore Palmiotta entworfen, der dank einer klaren Linienführung inzwischen zum Trendsetter in Deutschland geworden ist", erläutert Verkaufsleiter Oliver Heimers. Auf die Frage, was denn aus einem avantgardistisch anmutenden Stück einen Klassiker mache, antwortet der Möbelexperte nüchtern: "Der Erfolg beim Kunden." So sei etwa der Kirschbaumtisch "8003" in leicht abgewandelter Form inzwischen in vielen Einrichtungshäusern zu finden. "Kopiert zu werden ist eine eindeutige Bestätigung."

Ein Grundgedanke bei Marktex ist der "Einklang des Verschiedenen", wenn man etwa ein Einzelstück in einem minimalistischen Kontext durch einen ausgefallenen Stoff noch zusätzlich betont. "Ein schönes Beispiel dafür ist das Sofa "Ilaria" mit einem gestreiften Bezug. Das Sofa ist bereits durch seine Form - sanft geschwungene Armlehnen - ein zarter Gegensatz in einer sonst gradlinigen Einrichtung. Die Form deutet an, aus welcher Epoche der Grundentwurf stammt, nämlich dem ausgehenden 18., beginnenden 19. Jahrhundert, der von Palmiotta jedoch leicht ins Moderne übersetzt wurde, was unterstützt wird durch die modernen Stoffe", erklärt Heimers.

Ein Möbel, das es klar in den Rang eines modernen Klassikers geschafft hat, ist auch der Stuhl "Cab" von Mario Bellini. Der MoMa-Store des New Yorker Museum of Modern Art lobt ihn als einen der bedeutenden Stuhl-Entwürfe des 20. Jahrhunderts. Bellini hat "Cab" 1977 entworfen, herausgekommen ist ein leichtes Stahlgestänge, das komplett von einem Bezug aus Leder umhüllt ist und sich dank seiner klaren Linie in ganz unterschiedliche Einrichtungen einfügt. "Der 'Cab' ist einfach ausgesprochen bequem und wunderschön, besonders wenn er mit der Zeit Patina annimmt", betont Ralph Günther vom Möbelhaus Clic im Stilwerk Hamburg. "Es gibt ihn als Stuhl- oder Sesselversion. Als Esszimmerstuhl passt er beispielsweise sehr gut an einen Tisch wie "Big Foot", der aus Massivholz ebenfalls durch seine klare Form besticht", sagt Günther.

Nun ist ein großer Tisch gar nicht leicht auszuleuchten. Das schafft der "Tender", so ist Ann Kracht überzeugt, die im April offiziell die Nachfolge ihrer Mutter Gertrud Kracht, der Gründerin von Anta Leuchten, übernommen hat. "Diese Hängeleuchte aus mattiertem Chrom schwebt wunderbar über dem Tisch. Und da sie sich von 120 bis 200 cm ausziehen lässt, eignet sie sich besonders für überlange Tische." Für Anta arbeiten Designer wie Peter Maly, Rolf Heide oder Hadi Teherani. Doch allein ein großer Name reicht nicht, Ann Kracht muss voll und ganz überzeugt sein. "Dann nehmen wir durchaus auch einen eher polarisierenden Entwurf an", sagt Ann Kracht. "Sobald wir finden: das ist fantastisch, gehen wir das Risiko ein. Selbst mit dem Wissen, dass es diese Leuchte am Markt erst mal schwer haben wird." So war es zunächst auch mit der Stehleuchte "Cut". "Lange Zeit bekamen wir darauf Kommentare wie "Was sollen wir denn mit dem umgedrehten Zahnbecher?" Inzwischen haben wir die Leuchte seit 15 Jahren im Programm - und sie ist ein echter Dauerbrenner."

www.groebner-interior.com www.marktex.de www.clic.de www.anta.de