Ob Baumwolle, Leinen oder Seide - wichtig ist stets die Qualität der Faser, der Grad ihrer Veredelung und die verwandte Webkunst.

Bei Vorhängen sind zwar nach wie vor Natur- und Erdtöne gefragt, doch der Mut zur Farbe ist im Kommen, verbunden mit der Vorliebe für transparente Stoffe, die das Licht nur leicht gefiltert durchscheinen lassen.

"In Deutschland werden Vorhänge oft abgestimmt auf die Einrichtung ausgesucht, Erdtöne dominieren das Farbspektrum", so weiß Peter Urban, der Inhaber von Carl Bauer & Sohn in Winterhude. "Dabei ist die Auswahl an Stoffen und Farben schier unerschöpflich und erlaubt ganz außergewöhnliche Dekore, die weit über den klassischen Schal zu beiden Seiten des Fensters hinausgehen." Er rät dazu, sich einmal die aufwendige Pracht von Fensterdekorationen in Italien und Frankreich anzusehen. "Da finden sich manchmal zwei oder drei verschiedene Stoffbahnen hintereinander in Farben, in denen sich schwelgen lässt. Und die vorderste Bahn zum Raum hin ist die pompöseste, vor der Sonne geschützt durch die anderen Stoffe, in vielen Fällen auch gefüttert, denn manche Materialien - zum Beispiel Seide - halten nicht lange bei starken Sonneneinstrahlung", erklärt der Experte.

Eine aufwendige Fensterdekoration müsse dabei aber keineswegs teuer sein. "Man muss ja nicht für einen Meter Stoff mehrere Hundert Euro ausgeben, einen seidenähnlichen Taft gibt es schon für 40 bis 50 Euro den Meter." Ganz allgemein ist Urban davon überzeugt: "Mit etwas Mut, Fantasie und Vorstellungskraft lässt sich mit Stoffen wahrhaft einiges zaubern."

Joachim Steen vom Einrichtungshaus "Daniel Steen" in Othmarschen bekräftigt diesen Mut durchaus auch bei seinen Kunden. Zwar erklärt auch er, dass bei Vorhängen und Bezügen "nach wie vor Naturtöne stark gefragt" seien, er beobachtet aber, dass diese Vorliebe "langsam am Kippen ist, hin zu mehr Farbe und einer opulenteren Optik." So registriert er eine zunehmende Nachfrage beispielsweise nach Violett- oder auch Grüntönen, allerdings in zarten Varianten wie Lindgrün. "Aber in einem Jahr werden wir sicher von wesentlich stärkeren Farben sprechen", ist Stehen sicher.

Zu haben sind die kräftigeren Töne natürlich schon heute. Dass sich die Heimtextilien an den Trends der Bekleidungsindustrie orientieren, bestätigt auch Barbara Giesen, Inhaberin von Giesen Raumprägung am Ballindamm: "Die Farben der Saison sind Lila und Aubergine, kräftige Töne, die die Kunden dann auch für Textilien wählen, auch wenn es manchmal nur für kleinere Flächen wie zum Beispiel Kissen ist." Allerdings differenziert hier die Fachfrau: Farbe ja, aber nie laut, aufdringlich und bunt, vielmehr edel und harmonisch. Optimismus und Lebensfreude lassen sich durch eine stilvolle Opulenz ausdrücken - und hier sei die Wertigkeit entscheidend. "Ob Seide, Baumwolle, Leinen oder auch hochwertige Wollmischungen, wichtig ist die Webkunst, die Qualität der Grundfaser und natürlich die Veredelung der Faser."

Einen Trend hin zu einer etwas opulenteren Optik sieht auch Petra Bartmann, Beraterin bei Marks Einrichtungen in Bergedorf. "Seide ist wieder stärker gefragt. Dabei werden gerne helle, luftige Farben genommen sowie Streifen, die dezente Akzente setzen. Aber auch hochwertige Kunstfasern wie Tafte werden nach wie vor dank ihrer Pflegeleichtigkeit sehr geschätzt."

Und wie haben die Designer die Entwicklung in dieser Sommersaison gesehen? "Hier war eine Tendenz eher zum Grafischen denn zum Floralen zu sehen", sagt Bartmann. Zimmer + Rohde beispielsweise brachte mit dem Stoff "Move" großzügig gewebte Spiralen und weiche rhythmische Linien wie Kreis und Oval als Stickerei auf Seidenfond und erreicht so eine Kombination von Natur und Modernität. Besonders verbreitet bei den geometrischen Dekoren ist dabei der "Ausbrenner", wie die Fachleute leicht transparente Stoffe nennen, bei denen durch Wegbrennen eines Teils des Materials nach dem Weben das Dessin entsteht, so zum Beispiel beim Stoff Ping Pong des Herstellers Fischbacher.

Am Anspruch einer opulenten und doch dabei auch sehr luftigen Fensterdekoration hat sich dagegen Ulf Moritz, der Haus-Designer des Herstellers Sahco Hesslein, mit seinem Entwurf "Dragonfly" orientiert. "Hier haben wir ein hauchdünnes Garn mit silbernem und goldenem Libellenmotiv und damit eine ganz besondere Optik, die dabei doch klassisch-elegant bleibt", erläutert Bartmann. Ulf Moritz selbst sagt über seine Arbeit: "Mich fasziniert die Transformation eines Raumes durch den Stoff. Meine Stoffe sollen den Raum beleben, verändern, erneuern."

Weitere Informationen unter: www.bauer-und-sohn.de www.danielsteen.com www.giesen-raumpraegung.de www.marks-einrichtungen.de