Anders als die Museen ehemaliger Residenzen, die auf fürstliche Sammlungen zurückgehen, sind die meisten Hamburger Museen bürgerliche Gründungen.

Kunstinteressierte Bürger waren es, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts für Einrichtung eines Kunstmuseums starkmachten, das am 30. August 1869, also vor ziemlich genau 140 Jahren, unter dem Namen Kunsthalle eröffnet wurde. Kaufleute, Reeder und Bankiers, die mit großem Kunstverstand eigene Sammlungen aufbauten, übereigneten diese später oft der Kunsthalle, die damit ihre Bestände vergrößern und qualitativ verbessern konnte.

Diese Tradition prägt die Hamburger Museumsszene bis heute. Nicht nur die Kunsthalle profitiert von der jahrzehntelangen privaten Sammeltätigkeit. Auch das Museum für Kunst und Gewerbe, das Hamburgmuseum, das Museum für Völkerkunde, das Altonaer und das Helms-Museum haben im Lauf ihrer Geschichte immer wieder durch Stiftungen und Schenkungen privater Sammler wertvolle Bestände hinzugewonnen. Viele honorige Namen könnte man an dieser Stelle nennen. Gerade in Zeiten, in denen die Häuser kaum noch über nennenswerte Ankaufsetats verfügen, sind Stiftungen privater Sammler hochwillkommen.

Allerdings unterscheiden sich private Sammlervorlieben nicht selten von den wissenschaftlichen Grundsätzen, die Museen ihren Erwerbungen zugrunde legen. Daher lassen sich Privatsammlungen in vielen Fällen nicht in ihrer Gesamtheit in einen Museumsbestand integrieren. Andererseits legen Sammler nicht selten großen Wert darauf, dass die von ihnen oft unter großen persönlichen Opfern im Lauf von Jahrzehnten zusammengetragenen Objekte möglichst in ihrem Zusammenhang bleiben - Missverständnisse sind manchmal die unvermeidliche Folge dieser Interessenkonflikte.

Aber ebenso wie Museen Sammlern viel verdanken, profitieren auch Sammler von den Möglichkeiten, die eine wissenschaftlich geführte Institution wie ein Museum zu bieten hat: Kunstwerke und andere Objekte werden von Experten fachlich aufgearbeitet, konservatorisch betreut und in Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine private Sammlung, die - und sei es nur für eine gewisse Zeit - von einem Museum betreut wird, erfährt einen Imagegewinn, der sich in der Regel auch in konkretem Wertzuwachs niederschlägt. Umso enttäuschender ist es, wenn Sammler - wie es bei einer wertvollen Meißner Porzellan-Kollektion kürzlich im Museum für Kunst und Gewerbe geschehen ist - Bestände, die sie eigentlich dem Museum übereignen wollten, kurzfristig wieder zurückziehen.

Daher ist es wichtig, dass die Verpflichtungen zwischen Museen und Sammlern stets klar und transparent geregelt werden. Nur so lassen sich Missverständnisse, Enttäuschungen und unschöne Trennungen vermeiden.

Ihr Matthias Gretzschel

Dr. Matthias Gretzschel Ressort Kultur und Medien des Hamburger Abendblatts und verantwortlicher Redakteur der Museumswelt Hamburg.