Im Praktikum testete Julia verschiedene Berufe. Sie entschied sich für Verkäuferin.

Julia Awiszus testete einige Berufe in Praktika und ließ sich beraten, bevor sie eine Entscheidung traf. Eigentlich wollte sie mit Kindern arbeiten, und machte darum auch ein Praktikum in einem Kindergarten. Aber dann fand sie die Verdienstmöglichkeiten ungenügend. Weitere Stationen bei einem Bäcker, beim Drogerie-Markt Budnikowsky sowie bei einem Maler und Lackierer folgten. Auch in ein Friseurstudio schnupperte sie kurz rein, dort hatte sie jedoch Probleme mit den Chemikalien. Die Praktika machte Julia an zwei Tagen in der Woche jeweils über sechs Monate. "Das war auch gut so", sagt sie, "denn ein Arbeitstag ist doch etwas ganz anderes als Schule. Man muss immer pünktlich und zuverlässig sein, kann nie durchhängen." Bei allen Praktika erhielt Julia gute Bewertungen. "Ich hätte überall anfangen können. So musste ich für mich eine Entscheidung treffen." Und die fiel für Budni: Julia möchte Verkäuferin werden. "Ich muss Menschen um mich haben und immer in Aktion sein. Einen Job am Schreibtisch kann ich mir nicht vorstellen." Am 1. August wird die 17-Jährige ihre Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel beginnen. Das ist ein Sonnabend. Auch dies eine Spezialität ihres neuen Berufes.

Bis die Schülerin der Gesamtschule Horn jedoch so weit war, hatte sie viele Gespräche mit einer Beraterin der Arbeitsstiftung. "Es war sehr wichtig für mich, mir über meine Stärken und Schwächen klar zu werden und verschiedene Ausbildungsberufe zu besprechen. Diese Chance haben viele meiner Mitschüler leider nicht genutzt", sagt Julia. Sie hat auch viel im Internet recherchiert. "Dort gibt es zahlreiche Tipps für Bewerbungen und Tests, die sehr nützlich sind." Sie schrieb dann 20 Bewerbungen, bekam einige Absagen und hatte bei Budni ein dreistündiges Vorstellungsgespräch mit Test. Danach wurde sie vom Unternehmen zu zwei Schnuppertagen eingeladen. Jetzt hofft die Schülerin, die in ihrer Freizeit gern reitet und schwimmt, dass ihre erste Station in der Filiale an der Horner Rennbahn sein wird. "Dort kenne ich die Kollegen von meinem Praktikum und weiß, wo alles steht." In der Ausbildung wechseln die Azubis alle drei Monate die Filiale. Das ist ein bewährtes Prinzip, um die Flexibilität zu testen, denn so müssen sie sich immer wieder auf neue örtlichen Gegebenheiten und Kollegen einstellen. Wichtig in dem Beruf sind außerdem Freundlichkeit, Geduld und Offenheit. "Man muss auch bei Stress oder in schwierigen Situationen die Ruhe bewahren." Wenn etwa "der Laden brummt" und Kunden einen mit Fragen bestürmen oder wenn man nicht gleich Auskunft geben kann. "Aber ich bin ein spontaner und offener Mensch, sage auch ehrlich, wenn ich mal etwas nicht kann und hole mir dann Unterstützung." So gibt Julia zu, dass sie keine Leuchte in Englisch ist und eine Leseschwäche hat. An den Problemen in der Schule, speziell auch mit einem Lehrer sei sie nur gewachsen. "Ich bin dadurch selbstbewusster geworden und wollte ihm beweisen, dass ich es doch kann." Ihre Mitschüler machen alle den Hauptschulabschluss, aber nur wenige haben bereits einen Ausbildungsplatz. "Man muss schon selbst sehr aktiv sein", ist Julias Erfahrung. Bis zum Beginn ihrer Ausbildung jobbt Julia und macht dann noch Urlaub auf dem Campingplatz.