Georg Friedrich Händel, der prunkvoll-pompöse Breitwandklangmonteur. Und Felix Mendelssohn Bartholdy, der glatte Gefälligkeitsschreiber: So ungefähr sehen - etwas zugespitzt - die besonders einseitigen Klischees für die beiden Komponisten aus.

Das Jubiläumsjahr 2009 bietet nun die Chance, solche grob gehobelten Holzschnittansichten durch viel feiner gezeichnete Bilder zu ersetzen - denn das Konzertangebot zeigt uns eine Fülle verschiedener Facetten, aus denen sich ein differenziertes Porträt ergibt.

Beim Festival sind unter anderem zwei der bedeutendsten Oratorien von Händel und Mendelssohn zu erleben - und schon diese Werke allein widerlegen die Klischees ganz deutlich. Rolf Beck wird mit vier jungen Solisten, der SHMF-Chorakademie und dem Kammerorchester Basel Mendelssohns "Elias" aufführen. Ein packendes biblisches Drama, in dem der Komponist die alttestamentarische Handlung äußerst plastisch vertont: Wie Mendelssohn etwa den Wettstreit des Elias mit den Baalspriestern darstellt, wie er die Wut des Volkes in wilden Rhythmen hochkochen lässt ("Wehe ihm!)", bevor Elias den Zorn des gerechten Gottes beschwört ("Ist nicht des Herrn Wort wie ein Feuer") - das alles zeugt von einer außergewöhnlichen musikalischen Leidenschaft und bühnenreifen Energie. Von glatter Gefälligkeit keine Spur.

Mit dieser ungemein farbigen Illustration des biblischen Geschehens knüpft Mendelssohn direkt bei der Tradition Händels an. Auch er beherrschte die mitreißende musikalische Schilderung meisterhaft, wie etwa im Oratorium "Israel in Egypt". Beim Festival erklingt das Werk unter Leitung von Sir John Eliot Gardiner, einem der führenden Vertreter der historisch informierten Aufführungspraxis. Wie im "Elias" spielt auch hier der Chor eine ganz zentrale Rolle und durchlebt stellvertretend für das Volk Israel die Knechtschaft unter dem Ägypterkönig, die verschiedenen Plagen, den Durchzug durchs Rote Meer und schließlich die Errettung. In den insgesamt 31 Chören entfaltet Händel eine breite Palette verschiedener Affekte - und kennt dabei sowohl effektvoll-drastische als auch tief anrührende Momente. Die prunkvoll-pompösen Klänge gibt es auch - aber sie zeigen nur eine von vielen ganz unterschiedlichen Seiten des großen Komponisten. (Stä)

Elias 12.8. Lüneburg, 13.8. Rendsburg

Israel in Egypt 24.8. Lübeck