Robbie Williams hat sie, ebenso Amy Winehouse und Angelina Jolie oder die Fußballer Torsten Frings und David Beckham: Tattoos.

Sie sind heute nicht nur bei vielen Prominenten beliebt, sondern quer durch alle Berufe und soziale Schichten verbreitet. Tätowierungen sind in. Die Tattoo-Studios boomen, und unter dem Modeaspekt finden die in die Haut eingebrachten Farben immer mehr Akzeptanz in der breiten Gesellschaft.

Doch was veranlasst Menschen, ihren Körper bewusst zu verändern? Also Körpermodifikationen wie Tätowierung und Piercing, das Skarifizieren oder Branding (Veränderung durch Schnitt- oder Brandwunden) vorzunehmen? Und warum werden die Körperveränderungen noch immer negativ mit bestimmten Gruppen wie Punkern, Seeleuten, Ex-Häftlingen oder Rockern verbunden?

Die Ausstellung "Unter die Haut - Tattoo & Piercing im Porträt" im Museum für Kommunikation geht dem Phänomen der Körperveränderung nach. 19 lebensgroße Fotografien unterschiedlicher Menschen, denen man jeden Tag auf der Straße begegnen könnte, werden in ihrer Alltagserscheinung und mit ihren persönlichen Tattoos gezeigt. Der Besucher erfährt etwas über ihre Motive. Zum Beispiel sagt die PR-Assistentin Melanie-Madeleine P. (27) über ihr Tattoo: "Ich finde Kunstwerke am Körper sehr attraktiv und sehr schön." Für die PR-Frau "strahlt es aus, wie ich bin".

Die Aussagen der Porträtierten stammen aus einer Forschungsarbeit der Ärztin Aglaia Stirn. Die Leiterin des Bereichs Psychosomatik der Uniklinik Frankfurt hat gepiercte und tätowierte Menschen über ihre Beweggründe befragt. Nicht zuletzt, um Vorurteile aufzuheben, die Tätowierten lange entgegengebracht wurden. Ihre Studie offenbart ebenso wie die Ausstellung ganz individuelle Motive. Neben den Vorstellungen von Schmuck und Schönheit können auch Gründe wie Neugier, Mutprobe, Rebellion, das Markieren eines Lebensabschnitts, Religiosität oder selbst verletzendes Verhalten eine Rolle spielen.

Die Ausstellung wirft auch einen Blick auf die kulturhistorische Entwicklung, denn die Körpermodifikation hat es in frühen Zeiten in vielen Kulturen gegeben. So datieren erste europäische Funde aus dem 6. Jahrtausend vor Christus. Um 2000 vor Christus breitete sich die Praxis des Tätowierens von Kleinasien über China bis zu den pazifischen Inseln aus. Mit den Entdeckungsreisen von James Cook, bei denen er 1769 am ganzen Körper tätowierten Tahitianern begegnete, entstand auch das Interesse in Europa. Mitte der 60er-Jahre lebte die Praxis erneut auf. Die Punker nutzten Piercing als Zeichen der Abgrenzung gegen die Gesellschaft.

Unter die Haut - Tattoo & Piercing im Porträt bis 28.6., Museum für Kommunikation, Gorch-Fock-Wall 1, Di-Fr 9-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, Führungen an Sonn- und Feiertagen 15 Uhr, www.mfk-hamburg.de .