In seinen Filmen hat der Künstler Roman Signer unter anderem Autos gegen Wände gejagt. Die Galerie der Gegenwart zeigt seine skurrilen Zeitskulpturen.

Einigen Hamburgern ist eine temporäre Skulptur an der Kehrwiederspitze noch in bester Erinnerung. Zwischen zwei spitz aufeinander zulaufende Mauern hatte sich ein Kraftfahrzeug verkeilt, im Moment seines Nichtweiterkommens erstarrt. Roman Signer, Schweizer Künstler, hatte den Wagen dort mithilfe eines Stuntmans in seine missliche Lage gebracht.

Ein Wiedersehen mit dem Werk Signers ermöglicht jetzt die Kunsthalle. Unter dem Titel "Projektionen" präsentiert sie Filme und Videos Roman Signers aus den Jahren 1975-2008. Vor allem seine Sprengkünste, in denen Raketen unvermutete Reaktionen auslösen oder skurrile Objekte wie Wasser speiende Gummistiefel erzeugen, haben Signer den Ruf des Sprengmeisters unter den Künstlern eingetragen. Aber Signers ureigenes Material sind Kräfte jeglicher Natur, die aktiv oder passiv wirken und die er größtenteils mit seinen Zeitskulpturen in Filmen einfängt. Anfangs über Super 8, später über Video. Modellhelikopter verfangen sich bei ihm in Netzen von Fußballtoren oder zerschellen im engen Raum einer geschlossenen Kiste. Ein Kanu wird so weit mit einem Gummiseil gespannt, bis es seinen Weg zurück in Windeseile bahnt. Eine Kamera auf einer schwimmenden Tischplatte bewegt sich im Rhythmus der Wellen, der gleichzeitig Dramaturgie und Bildauswahl ihrer Aufnahmen diktiert.

Signers Zeitskulpturen leben auf der Oberfläche vom Witz der unvermuteten Ereignisse, die sich in ihnen abspielen; vom Unsinn, etwa wenn der Künstler mit Raketen in den Händen auf seinem Bürostuhl regelrecht in Fahrt kommt und sich um die eigene Achse dreht. Aber das Spiel mit den Kräften, die sich in Gang setzen und anderes in Mitleidenschaft ziehen, ist immer auch ein wenig Metapher für das ganz große Spiel, die menschliche Existenz im Wechselspiel der Kräfte. So bewegen sich die über 30 Filmarbeiten Signers zwischen Animierung und Erleiden, zwischen Stillstand und Beschleunigung. Die Ausstellung wird unterstützt von Ernst & Young.

Roman Signer: Projektionen. Filme und Videos 1975-2008 5.6. bis 27.9., Galerie der Gegenwart, Glockengießerwall, Di-So 18, Do bis 21 Uhr.