Möpse, Nudeln, Quietschenten ..., “Ödipussi“ und “Pappa ante Portas“. Eine Ausstellung zeigt Vicco von Bülow in allen seinen Talenten, Fähigkeiten und Schattierungen.

Ein kleines Experiment als Selbstversuch ist diese Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe wert: Wie wäre es mit dem Gedanken an eine gelbe Plastikente in der Badewanne. Oder an eine Nudel: Unbemerkt vom Esser bleibt sie immer irgendwo im Gesicht kleben. Oder an zwei niedliche Möpse. Oder den Spruch: "Ja, wo laufen sie denn?", entlehnt aus einem Cartoon namens "Auf der Rennbahn".

Man muss kein Fan von Vicco von Bülow sein, um einem Mechanismus zu unterliegen, den er vor fast 50 Jahren in Gang gesetzt hat: Der Sohn eines Brandenburgischen Polizeimajors, einst Holzfäller und Gebrauchsgrafiker, hat die Deutschen mit Bildern und Sprüchen versehen, die aus unserem Vorstellungs- und Sprachgebrauch kaum wegzudenken sind.

Er pflegt den Humor, der das Skurrile im Kleinkosmos deutscher Wohnzimmer zeigt. Sein scharfer und doch nicht aburteilender Blick auf die Menschen bleibt immer perspektivisch liebevoll, ohne zu diskriminieren. Er hat sich sogar - auf der Leinwand - oft genug selbst als Objekt seiner detailgenauen Beobachtung in den Ring geworfen, und nicht zuletzt deshalb viele Fans gewonnen. Oft mit seiner - deutlich jüngeren - Haupt-Partnerin Evelyn Hamann, der er noch ins Grab hinterherrief: Liebe Evelyn! Dein Timing war immer perfekt - nur heute hast du die Reihenfolge nicht eingehalten. Na warte!" Die Leser des Hamburger Abendblatts wählten den Spruch zum besten Zitat des Jahres 2007.

Der aus einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht stammende Vicco von Bülow wählte das französische Wort für sein Wappentier, den Pirol, nämlich "Loriot", als Künstlernamen. Anlässlich seines 85. Geburtstags am 12. November 2008 eröffnete in Berlin eine Ausstellung der Deutschen Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen über sein Lebenswerk. Diese Schau "Loriot - die Hommage" ist nun, angereichert um Exponate aus Bülows Privat-Grafiksammlung, in Hamburg zu sehen.

Die Ausstellung über das Multitalent, das befand: "Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos", versammelt fast alles über den Karikaturisten, Humoristen, Schauspieler, Zeichner, Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner, was er für die Öffentlichkeit produziert, gespielt, getextet, gefilmt und gezeichnet hat. Ergänzt wird sie vom 1:1-Nachbau des legendären Film-Sketches "Zimmerverwüstung" aus den 60er-Jahren: Loriot als verklemmter Vertreter stellt in drei Minuten ein Zimmer auf den Kopf, nur weil er ein schief hängendes Bild gerade richten will. "Das wirft einen herrlichen Blick auf unser aller Tick, die Dinge sehr genau zu nehmen", sagt Nils Jockel, der die Ausstellung im Museum betreut.

Durchgehend präsentiert werden 73 Leinwandwerke, unter ihnen der Mitschnitt von Loriots Stuttgarter Inszenierung von Ferdinand von Flotows "Martha" 1986, für die er auch Bühne und Kostüme erdachte. Auch das Bühnenbild-Modell der Oper wird gezeigt.

Die mehr als 400 Exponate, Filme und Cartoons sind in den renovierten Räumen rechts vom Westportal zu sehen, und in der Hartog-Galerie, wo auch die Filme laufen. "So kann das Publikum das restaurierte Portal erleben, die Hartog-Galerie dient als Loriots Lach- und Spielplatz."

Ausstellungs-Architekten haben eigens ein plüschiges Ambiente der 60er-Jahre geschaffen. "Ein ideales Ambiente, in dem wir speziell Loriots beachtliches grafisches Werk herausstellen", erzählt Jockel. "Ich bin immer wieder überrascht, wie dieser Mann es geschafft hat, in dieser Weise Alltagsbewusstsein von drei bis vier Generationen zu beschreiben. Das ist höchstes deutsches Humorgewerbe."

Von 1947 bis 1949 hatte Vicco von Bülow in der Hamburger Landeskunstschule bei Alfred Mahlau und Willem Grimm studiert Alle Pointen, die er später in Cartoons und Filmen verarbeitete, hat er in seinen Grafiken aus dem 50er-, 60er-Jahren schon vorgedacht. Zu sehen sind allerdings auch seine "Nachtschattengewächse": 20 Zeichnungen, seit 2006 in schlaflosen Stunden entstanden.

Loriot - Die Hommage Eine Ausstellung der Deutschen Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen, bis 23.8., Museum für Kunst und Gewerbe.