Fiktionen haben ihren Raum in der Zukunft. Im Werk des niederländischen Künstlers Marcel van Eeden sind sie konsequent in der Vergangenheit verortet.

In seinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen erfindet van Eeden die Zeit vor seiner Geburt neu, mit Zyklen, die Personen aus der Vergangenheit mit fiktivem Leben beseelen. Seinen 150 Blätter umfassenden Zyklus "Witness for the prosecution" präsentiert jetzt die Kunsthalle.

November 1965, der Geburtsmonat des Künstlers, ist die oberste Zeitgrenze für sein Werk. Nur was sich vor diesem Datum ereignete, gespiegelt in historischen Fotos oder Zeitschriften, kann Eingang in die mit Textpassagen angereicherten Zeichnungen van Eedens finden. Der Botaniker Wiegand lebte tatsächlich bis 1942. Van Eeden lässt ihn in neue Rollen schlüpfen und verwandelt ihn in einen Allround-Helden des 20. Jahrhunderts. In weiteren Zyklen, etwa "Celia" (2004-2006) oder "Der Archäologe. Die Reisen des Oswald Sollmann" (2007) treten neue Protagonisten in der fiktiven Vergangenheit des Künstlers auf den Plan. Ihre Wege kreuzen sich in dem in der Kunsthalle zum ersten Mal vollständig gezeigten Zyklus unter dem Obertitel "The Zurich Trial". (wj)

Marcel van Eeden. The Zurich Trial Part 1: Witness for the Prosecution, 14.6. bis 27.9., Hamburger Kunsthalle.