“Ein Gipfeltreffen steht bevor“, meldet das Pressebüro der Hamburger Symphoniker kurz und bündig. Wer wollte da widersprechen! Wenn Jeffrey Tate,

"Ein Gipfeltreffen steht bevor", meldet das Pressebüro der Hamburger Symphoniker kurz und bündig. Wer wollte da widersprechen! Wenn Jeffrey Tate, der künftige, aber zum Glück schon sehr gegenwärtige Chefdirigent der Symphoniker, am 10. und 12. Mai in der Laeiszhalle die gefeierte schwedische Sopranistin Nina Stemme empfängt, ist deshalb auch das Programm vom Feinsten. Das Hauptwerk des ersten Teils bildet eine Perle aus dem breiten Repertoire der Sängerin: die "Vier letzten Lieder" von Richard Strauss. Mit diesen Orchesterliedern nach Gedichten von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff nahm der 84-jährige Komponist 1948 seinen künstlerischen Abschied von der "Welt von gestern" (wie Stefan Zweig damals seine Lebenserinnerungen überschrieb), von jener Epoche einer großbürgerlichen Spätromantik, die im Inferno des Zweiten Weltkriegs untergegangen war - ein ebenso nostalgisches wie schönheitstrunkenes Lebewohl.

Eine sinnfällige Ergänzung bietet dazu das andere Werk des ersten Teils: Jeffrey Tate macht sich hiermit bewusst zum Anwalt des großen englischen Spätromantikers Frederic Delius, den es in unseren Breiten noch immer zu entdecken gilt. Zumindest seine Gottfried-Keller-Oper "Romeo und Julia auf dem Dorfe" findet auch bei uns ab und an den Weg auf die Bühnen mutiger Opernhäuser; im Konzert der Hamburger Symphoniker ist daraus das suggestive Orchesterzwischenspiel mit dem Titel "Der Gang zum Paradiesgarten" zu hören. Im zweiten Teil folgen außerdem die "Fünf Bruchstücke" des früheren Staatsopernintendanten Peter Ruzicka, gleichsam als Reflexion und gedankliche Hinführung auf das wohl berührendste Fragment der romantischen Orchesterliteratur, Schuberts "Unvollendete".