Der Bariton Thomas Hampson gastiert bei dem NDR Sinfonieorchester mit Liedern von Wolf. Christoph von Dohnányi dirigiert.

Das orchesterbegleitete Lied gehört zu den jüngsten Erfolgsgattungen der Romantik. 1840 kam Hector Berlioz auf die folgenreiche Idee, seinen für Singstimme und Klavier konzipierten Zyklus "Les Nuits d'Éte" nachträglich mit einer Orchesterbegleitung zu versehen. Und bei diesem Ablauf blieb es - bis weit ins 20. Jahrhundert hinein: Fast immer bildeten Klavierlieder die Vorlagen für spätere orchestrale Erweiterungen. Erst einige Orchesterlieder von Mahler und die "Vier letzten Lieder" von Strauss entstanden ohne die Zwischenstufe einer Klavierfassung. Dass auch viele der berühmtesten Lieder von Hugo Wolf in Versionen mit Orchester vorliegen, ist dagegen bislang kaum ins Bewusstsein der Musikwelt gedrungen: Zu sehr gilt Wolf als der unübertroffene Meister des spätromantischen Klavierliedes, der gerade in der intimen Verbindung dieses Instruments mit der menschlichen Stimme Einzigartiges geleistet hat. Das NDR-Sinfonieorchester, der Bariton Thomas Hampson und Chefdirigent Christoph von Dohnanyi führen nun aber den klingenden Beweis, dass Wolfs subtile Gesänge durch die Begleitung mit großem Orchester nichts von ihrer Eigenart verlieren - im Gegenteil: Die stilistische Nähe zu Wagner und Liszt, aber auch Wolfs visionäre Vorahnungen des Expressionismus treten noch deutlicher hervor.

Einen ganz eigenen Aufbruch in die Moderne vollzog Anton Bruckner mit seiner Neunten Symphonie. Ihr Finalsatz kam zwar nicht mehr über Entwürfe und Skizzen hinaus. Dennoch gehört der gewaltige Torso, den der strenggläubige Bruckner "dem lieben Gott" widmen wollte, wegen seiner kompositorischen Kühnheiten und der quasi religiösen Tiefe der Musik zum Repertoire aller bedeutenden Orchester und stand auch auf den Programmen der letzten Konzerte von NDR-Ehrendirigent Günter Wand. Dessen intensive Bruckner-Pflege haben Christoph von Dohnanyi und das NDR Sinfonieorchester fortgeführt - mit der Aufführung der Neunten erreicht sie nun einen besonderen Höhepunkt.


Sonderkonzert 24.5., 20 Uhr, Laeiszhalle