Nach sieben Jahren Arbeitslosigkeit hat Heiko Woosmann endlich wieder einen Job - und darin seine Berufung erkannt.

Heiko Woosmann strahlt Tatkraft und Optimismus aus. Der 49-Jährige mit der freundlichen Stimme wirkt nicht wie jemand, der schnell aufgibt. Doch nach sieben Jahren ohne Arbeit und eigenes Einkommen sah er fast keinen Ausweg mehr aus der Misere Arbeitslosigkeit. Die Wende kam unerwartet, durch einen Ein-Euro-Job, aus dem eine Festanstellung wurde, und dazu in einem Bereich, an den er früher nie gedacht hätte.

Seine Berufskarriere startete er in der Welt des Handels. Nach sieben Jahren bei der Marine, inklusive einjährigen USA-Aufenthalts, schloss der Flensburger in Hamburg ein Studium zum Betriebswirt ab. Danach arbeitete er als Angestellter im Vertrieb verschiedener Unternehmen in München, Saudi-Arabien und Hamburg.

Das persönliche Drama begann für Heiko Woosmann 2001. Seine gute Stelle in der Vertriebssparte einer Mineralölfirma musste er aufgeben. Extreme Herzbeschwerden, die durch den Dauerstress in der Firma ausgelöst worden waren, machten die Weiterarbeit unmöglich. Er suchte eine Alternative und startete eine Ausbildung als Netzwerk-Administrator. "Dafür hatte man uns die allerbesten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt vorausgesagt, doch dann kam der 11. September." Mit den Terroranschlägen in den USA brach das Wirtschaftswachstum weltweit ein. "Nach dem Abschluss fand ich weder damit noch mit meinen anderen Kenntnissen einen Job", sagt Heiko Woosmann. Für ihn, den Erfolgsmenschen, dessen Leben bis dahin auf Geld und Konsum ausgerichtet war, ein unhaltbarer Zustand. Arbeitslos wollte er nicht sein. Er schrieb Bewerbungen, bildete sich autodidaktisch weiter. Doch es kamen nur Absagen und kein einziges Vorstellungsgespräch. "Das demotiviert unwahrscheinlich, man hat das Gefühl, sich für nichts abzustrampeln."

Mit der Einführung des Arbeitslosengeldes II (im Jahr 2005) wurde auch das Geld noch knapper. "Die letzte Woche des Monats kam ich meist nur noch mit dem Erlös von Pfandflaschen über die Runden." Hängen ließ er sich nie. Er achtete auf gute Kleidung und hing nachmittags nicht vorm Fernseher. "Ich hatte ja noch Selbstachtung und wollte nicht verblöden." Doch er begann allmählich zu resignieren. "Man fühlt sich als Mensch zweiter Klasse und glaubt, man sei zu nichts mehr zu gebrauchen", sagt der Single Woosmann, der den Kontakt zu guten Freunden halten konnte. "Die haben mich moralisch unterstützt."

2007 wurde eine kurze Phase der Hoffnung jäh beendet. Durch private Kontakte fand er eine Stelle im Vertrieb. Doch die Arbeitsbedingungen waren mies. "Endlich wieder einen Job, den kann ich jetzt nicht fallen lassen", dachte er sich. Als er nur noch mechanisch zur Arbeit ging, sich über nichts mehr freuen konnte, war klar, da stimmt was nicht. Ein Arzt stellte schließlich die Diagnose: Depression. In diesem Tief ging er zurück in die Arbeitslosigkeit, doch er gab die Hoffnung nicht ganz auf. Dann kam der Ein-Euro-Job in der Arbeitslosentelefonhilfe. Von da an ging es aufwärts.

"Schon in den ersten Tagen gefiel mir die Atmosphäre, die Kollegen waren hilfsbereit und behandelten einen nicht wie eine billige Arbeitskraft, so wie ich es in einem anderen Ein-Euro-Job erlebt habe." Mit den Zielen der Arbeitslosentelefonhilfe, Menschen in allen Fragen und Sorgen zum Thema Arbeitslosigkeit zu beraten, kann er sich sehr gut identifizieren. Er nimmt die Anliegen der Anrufer entgegen und leitet sie weiter. Auch wenn er selbst nicht berät, so versucht er gerade bei verzweifelten Menschen eine positive Grundstimmung durchklingen zu lassen.

Die Arbeit macht ihm unwahrscheinlich viel Spaß, und er kommt nach all den Jahren der Arbeitssuche zu der "späten Erkenntnis, dass mein Platz weder im Vertrieb noch in der EDV-Sparte, sondern im sozialen Bereich ist", sagt er. Nach 13 Monaten wäre sein Einsatz zu Ende gewesen. "Ich hätte mich dann nach einem halben Jahr wieder als Ein-Euro-Jobber hier beworben." Aber so lange braucht er nicht zu warten, denn zu seiner Überraschung und großen Freude ist er inzwischen als feste Kraft übernommen worden.