Die Teilnehmer der Chorakademie kommen aus der ganzen Welt zum Festival

Beim Schleswig-Holstein Musik Festival wird nicht nur auf höchstem Niveau musiziert - das Festival trägt auch Sorge dafür, dass dies so bleibt. Der Ruf der 2002 gegründeten Chorakademie hat sich mittlerweile auf der ganzen Welt verbreitet. Über 500 Sänger meldeten sich in Brasilien, Südafrika, West-Europa, Israel, Russland und Armenien zu Vorsingen für die diesjährige Chorakademie an, so viele wie nie zuvor. Die besten 80 von ihnen bilden den Chor des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Er ist das eine Standbein der Nachwuchsarbeit, das andere ist die Orchesterakademie.

Auf zwei Beinen kann man aber nicht nur stehen, sondern auch gehen, vorankommen und ab und an gar große Sprünge wagen. So beruhen einige Vorhaben dieses Jahres auf einer langen Aufbauarbeit, andere zeugen von weitreichenden Plänen für die Zukunft. Zum Ertrag des vergangenen Jahres gehört die im November 2011 erschienene Einspielung von Carl Orffs "Carmina Burana" in der Fassung für zwei Klaviere, gesungen vom Schleswig-Holstein Festival Chor und geleitet von SHMF-Intendant Rolf Beck. Auch das große Händel-Projekt in Rendsburg beruht auf dem, was in früheren Jahren vorbereitet wurde: Zusammen mit dem Elbipolis Barockorchester Hamburg unter der Leitung von Beck wird ein Chor von Teilnehmern vergangener Chorakademien Händels Oratorium "Solomon" aufführen (4.8. Rendsburg).

Ein weiterer der großen Sprünge, die die Organisatoren der Chorakademie künftig gerne unternehmen würde, ist eine geplante Tournee nach Shanghai und Beijing.

An Neuem wird Beck mit den Mitgliedern der Chorakademie, dem Kammerorchester Basel und den Solisten Christiane Karg und Thomas E. Bauer in diesem Jahr Arvo Pärts "Cantus in Memory of Benjamin Britten" und "Ein Deutsches Requiem" von Johannes Brahms erarbeiten (27.7. Hamburg, 28.7. Lübeck). "Ich empfinde den ganzen reichen Schatz dieses Werkes bis ins Innerste, und die Begeisterung, die aus jedem Stücke spricht, rührt mich tief, daher ich mich auch nicht enthalten kann es auszusprechen", so schrieb Clara Schumann an Brahms über sein Requiem. Wer sich von Brahms' nichtliturgisch komponiertem Totengesang nicht nur ergreifen lassen, sondern sich auch intellektuell damit auseinandersetzen will, der hat dazu am 28. Juli Gelegenheit. Dann veranstaltet nämlich das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck ein Symposion; direkt vor dem Konzert diskutiert außerdem das Quartett der Kritiker vom Preis der deutschen Schallplattenkritik.

Zu den Großprojekten, die das Festival dank der Kooperation von Chor- und Orchesterakademie stemmen konnte, zählen die Aufführungen von Mendelssohns "Erste Walpurgisnacht" op. 60 (14.7. Lübeck, 15.7. Flensburg). Die Leitung der vereinigten Akademien übernimmt der kolumbianische Dirigent Andrés Orozco-Estrada, Chef des renommierten Tonkünstler-Orchesters in Niederösterreich. Mit der "Walpurgisnacht" hat Orozco-Estrada sich einen Geniestreich Mendelssohns ausgesucht, von dem selbst dessen Intimfeind Berlioz sagen konnte, dieses Stück sei "ein wahres Meisterwerk".

Eine gute alte Tradition beim Festival ist schließlich die Chornacht im Lübecker Dom. Unter der Leitung der polnischen Dirigentin Agnieszka Franków-Zelazny singt der Festivalchor in diesem Jahr Werke von Mendelssohn, Bruckner, Rachmaninow und Chilcott (8.8. Lübeck).

Chorakademie 6.7. - 9.8. Rendsburg-Büdelsdorf. Infos unter www.shmf.de/ca