Klaus Maria Brandauer und Thomas Hengelbrock bringen eine eigene Fassung des “Peer Gynt“ auf die Bühne

Anitras Tanz und Solveigs Lied aus Edvard Griegs Musik zu Henrik Ibsens dramatischem Gedicht "Peer Gynt" sind Klassik-Schlager. Eigentlich entsprechen Kompositionen für Theater-Aufführungen dem Genre Gebrauchsmusik. Doch Griegs "Peer Gynt"-Suite wurde zu einem Meilenstein. Die bekannten Melodien haben viele Musik-Liebhaber im Ohr, ohne je das Schauspiel gesehen zu haben. Zur Eröffnung des SHMF-Festivals bringen Dirigent Thomas Hengelbrock und Schauspieler Klaus Maria Brandauer das Ibsen-Werk und Griegs Musik in den Konzertsaal.

Peer Gynt, der notorische Lügner und Fantast, flieht vor der Wirklichkeit in eine Traumwelt. Der Bauernsohn und Prahlhans aus dem Gudbrandsthal wandert, von Lüsten und Sehnsüchten getrieben, rastlos durch die Welt. Im "Zwiebel-Monolog" des fünften Aktes erkennt er sich als einen Mann ohne Kern und ringt mit dem Knopfgießer um seine Seele. Solveig, seine Liebe, die ein Leben lang in ihrer Hütte auf Peer wartete, singt ihm das Lied: "Schlaf nun, geliebter Knabe mein, ich will wiegen dich, ich will wachen."

Der berühmte Schauspieler Klaus Maria Brandauer vom Wiener Burgtheater war auf der Bühne nie als "norwegischer Faust" zu sehen. In seiner szenischen Fassung des selten aufgeführten Werks von Ibsen übernimmt er die Rolle des Schwadroneurs.

Brandauer hält sich an Christian Morgensterns Übersetzung, bringt sie in Szenen mit einem jungen Darstellerteam und Griegs op. 23 in Hengelbrocks Version. Das unkonventionelle Musik-Theater-Projekt - es ist weder richtiges Konzert noch Aufführung - vereinigt kongenial Weltliteratur, Schauspielkunst und musikalische Interpretation.

Den musikalischen Teil übernimmt das NDR Sinfonieorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Thomas Hengelbrock. Von den ursprünglich 26 Nummern der originalen Schauspielmusik bringt Hengelbrock 21, unterstützt vom NDR Chor und dem Estonian Philharmonic Chamber Choir. Die Mezzosopranistin Adrineh Simonian übernimmt den Solopart der Anitra, Christiane Karg leiht ihre beseelte Sopranstimme der duldsam liebenden Solveig. Übrigens komponierte Edvard Grieg Solveigs Lied als erstes Stück. Es prägt leitmotivisch seine (auch von ihm) mehrfach veränderte Partitur und gilt als Inbegriff des elegisch-norwegischen Melos.

Eröffnungskonzert 7. und 8.7. Lübeck