Die Musik des traditionellen China hat viele Facetten

Die Musik des chinesischen Kontinents ist uns zunächst eigentümlich verschlossen. Dabei wissen wir längst mehr, als wir glauben. Die eindrucksvolle Stimme der mongolischen Sängerin Urna Chahar-Tugchi etwa ist Arthaus-Kinogängern ein Begriff aus der Dokumentation "Das Lied von den zwei Pferden" der Regisseurin Byambasuren Davaa ("Die Geschichte vom weinenden Kamel"). Chahar-Tugchi stammt aus einer Viehzüchterfamilie im Ordosgebiet, einer Graslandsteppe in der Inneren Mongolei. Schon als Kind kannte sie Hunderte mongolischer Lieder. Später studierte Chahar-Tugchi in Shanghai das Spiel des chinesischen Hackbretts Yangqin.

Sie beherrscht sowohl die leisen wie auch die prägnanten Töne, ihre poetische Stimme erstreckt sich über vier Oktaven. Damit ist sie seit 1992 ein gern gesehener Gast auf internationalen Festivals. Wenn sie mit Freunden zu ihrem gemeinsamen Programm "Die Stimme der Neuen Nomaden" lädt (21.8. Altenhof, 22.8 Plön, 23.8. Hohenlockstedt), begleiten sie handverlesene Musiker an Viola, Akkordeon, Bass und Tombak.

Ebenfalls aus der Mongolei stammt das sechsköpfige Ensemble Egschiglen (2.8. Haseldorf, 3.8. Pronstorf), was soviel heißt wie "Wohlklang". Sechs Meisterschüler des Konservatoriums der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator haben es 1991 gegründet. Mit Hilfe der Unesco kam das Ensemble nach dem Ende der Sowjetunion Mitte der 1990er-Jahre nach Deutschland. Egschiglen hatte sich zum Ziel gesetzt, in seiner Musik die Tradition zu wahren, inzwischen liegt der musikalische Schwerpunkt jedoch auf zeitgenössischer Musik, gespielt auf traditionellen Instrumenten wie der zweisaitigen Pferdekopfgeige, dem Kastenzither-Hackbrett oder der zweisaitigen Schwanenhalslaute Tobshuur. Diese Instrumente mit den seltsam klingenden Namen fügen sich organisch in den für Zentralasien typischen Obertongesang.

Einen vokalen Querschnitt durch das große unbekannte Land wagen die Eastern Voices (2.8. Hamburg, 3.8. Nusse, 4.8. Niebüll). 23 Sängerinnen und Sänger aus unterschiedlichen Volksgruppen. Denn so vielfältig wie die Flora und Fauna mit endlos weiten Steppen, abgelegenen Bergprovinzen und gigantischen Städten, so vielfältig sind auch jene, die sie besiedeln, allein 56 Minderheiten sind offiziell anerkannt.

Auch eine ungewöhnliche Theaterdarbietung aus dem Reich der Mitte gilt es zu entdecken. Das Laoquiang-Schattenspielensemble (27.7. Husum, 28.7. Norderstedt) hat sich einer der ältesten Opernarten Chinas verschrieben. Sie stammt aus Shaanxi in der nordwestchinesischen Provinz. Dort haben vor zweitausend Jahren die Fischer begonnen, Lieder zu singen, um ihre Arbeit besser zu koordinieren.

Der Vorsänger übernimmt alle Rollen und begleitet sich selbst auf dem viersaitigen Zupfinstrument Yuequin. Alle übrigen Darsteller übernehmen die Begleitstimmen. Das Besondere: Parallel wird ein Schattenspiel aufgeführt, eine Kunst, die das Laoquiang-Schattenspielensemble zu bewahren und weiterzuentwickeln versucht. Die Darsteller Wang Zhenzhong und Zhang Ximin zählen zu den Letzten, die sie beherrschen.