Im Norden des Kreises wird die Autobahn skeptisch bis euphorisch bewertet

Barmstedt/Hörnerkirchen. Während die Wirtschaftsverbände diese Autobahn immer dringlicher herbeisehnen, halten Ökologen wie die Grünen sie weiterhin für überflüssig. Im Norden des Kreises Pinneberg wird der geplante Bau der A 20 zwiespältig gesehen. Barmstedts Wirtschaftsförderer Wolfgang Heins verspricht sich vom Bau dieser Autobahntrasse einen neuen Boom an Arbeitsplätzen und Neubürgern für die lange benachteiligte kleinste Stadt des Kreises. Bernd Reimers, Bürgermeister von Westerhorn und Vorsteher des Amtes Hörnerkirchen, ist da skeptischer. "Für unser Dorf bedeutet die A 20 nur eine Lärm- und Dreckbelästigung."

Im benachbarten Kreis Segeberg, wo die A 20 zum Teil bereits befahrbar ist, habe die Schnellstraße keinerlei Wirkung gezeigt, will die Wedeler Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms aus dem Bundesverkehrsministerium erfahren haben. Die Prognosen der Verkehrszahlen, die die neue A 20 nutzten, seien alle falsch gewesen. In den fertig gestellten Abschnitten würde nur ein Drittel bis zur Hälfte der erwarteten Fahrzeuge diese praktisch leere Autobahn befahren. Dagegen ist der ehemalige Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste, Rainer Bruns, fest vom Sinn und Zweck dieser Autobahn überzeugt: "Die Region beiderseits der Elbe, ihre Betriebe und Menschen warten auf diese wichtigste Infrastrukturmaßnahme in ganz Norddeutschland."

Dieser Auffassung ist auch Harald G. Schroers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Pinneberg, der WEP: "Die A 20 ist von enormer Bedeutung für den Kreis Pinneberg. Sie wird ihn erstmals an das internationale Fernstraßennetz einbinden." Bislang ende die A 23 als Sackgasse im Nichts. Mit der A 20 ändere sich dies entscheidend und es gebe erstmals eine schnelle Ost-West-Verbindung für Schleswig-Holstein, rühmt Schroers das Projekt. "Mit dem geplanten Elbtunnel bei Glückstadt würden wir für unsere Region eine direkte Anbindung an den globalen Warenverkehr erreichen."

Davon träumt auch Wirtschaftsförderer Heins für den Raum Barmstedt. Als Achsenzwischenraum sei die frühere Schusterstadt jahrzehntelang von den Fresstöpfen wirtschaftlicher Entwicklung künstlich ferngehalten worden. "Mit der A 20 erhalten wir eine Riesen-Chance für neue überregionale Gewerbeflächen. Das wird für den Norden des Kreises der Entwicklungsfaktor für die Zukunft schlechthin sein."

Allerdings müssten dabei auch die Interessen der kleinen Gemeinden berücksichtigt werden, fordert Reimers und verweist auf die 550 Einwände gegen das Verkehrsprojekt. Immerhin konnte die Trasse um 270 Meter nach Norden verschoben werden. Forderungen nach Flüsterasphalt und Lärmschutzwänden müssten ebenfalls realisiert werden, so Reimers. Der Planfeststellungsbeschluss soll Ende 2012 vorliegen, teilt Harald Haase, Sprecher des Verkehrsministeriums in Kiel mit. Dann könnte der erste Verkehr im Jahr 2020 rollen. In Bokel würde es eine Autobahnauffahrt geben. Wirtschaftsförderer Heins appelliert an die Führer der Koalitionsverhandlungen: "Es wäre eine Katastrophe, wenn die Planung der A 20 jetzt nicht weitergeht."