Die Ausstellung “Taktgeber Hafen“ dokumentiert Hamburgs Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert

Der Hafen bestimmt Hamburgs Stadtimage. Doch sein Bild hat sich mit der Container-Revolution drastisch gewandelt. Hans Albers, die Schiffe und die Matrosen auf der Reeperbahn sind romantische Vergangenheit. Sie existieren nur mehr in Filmen oder in den Köpfen der Touristen. Die Einführung der neuen stapelbaren "Frachtgutkisten" Ende der 1960er-Jahre bewirkte einen Bruch in der Hafenarbeit, machte Kräne, Kaianlagen und Lagerschuppen für das Löschen der Ladung unnötig.

Der Containertransport bewirkte eine drastische Rationalisierung in der Arbeit und reduzierte die Anzahl der Hafenarbeiter. Auch die Schiffsmannschaften wurden kleiner, bei den kurzen Aufenthalten im Hafen ("Zeit ist Geld") kommen die Seeleute kaum mehr von Bord, sind nicht mehr präsent auf St. Pauli oder im Stadtbild.

Die Veränderungen des Hafens im 20. Jahrhundert und ihre Auswirkungen für die Stadt dokumentiert die neue Präsentation "Taktgeber Hafen" im Museum für Hamburgische Geschichte. Vier neue Räume komplettieren ab 20. Juni im ersten Obergeschoss den Rundgang zur Stadtentwicklung Hamburgs von der Hammaburg bis heute. "Er bildet nun die topografische und wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs vollständig ab", erklärt Lisa Kosok, die wissenschaftliche Direktorin des Museums. Gegliedert in Elbraum, Hafenraum, Stadtraum und Stadtforum zeigt die Ausstellung auf 500 Quadratmetern Fläche mit Modellen, Fotos, Info-Grafiken und Gemälden den vielschichtigen Zusammenhang zwischen Hafen- und Stadtentwicklung

Der "Elbraum" ist ein lang gestreckten Korridor, thematisiert auch räumlich den Fluss. Ein Diorama bildet seinen Lauf vom Ursprung bis zur Mündung ins Meer ab. "Wir zeigen den Fluss als Quelle für Hamburgs Reichtum, aber auch als Gefahr für die Stadt", erklärt Kosok. "Er ist heute ein eingedeichtes und begradigtes Konstrukt, ein technisches Bauwerk."

Den "Hafenraum" dominiert ein Modell von 1929, auf das die Phasen der Entwicklung projiziert werden. "Wir sind kein Hafenmuseum, zeigen nicht die Formen der Arbeit, sondern den Hafen im Wandel und die stadträumlichen und baulichen Veränderungen. Filme und eine Wand mit Gemälden ergänzen die Präsentation."

Der "Stadtraum" dokumentiert das Spezifische der Architektur Hamburgs, die verschiedenen Formen der typischen Backsteinbauweise, aber auch die neuen Wohnsiedlungen und die verworfenen Pläne für ein "Alster-Manhattan" in den 70er-Jahren. Ein zentrales Modell und eine Satellitenaufnahme veranschaulichen das Wachsen der Hansestadt, zeigen die neue HafenCity und den "Sprung über die Elbe", die Entwicklung und Gestaltung des Stadtteils Wilhelmsburg.

Das "Stadtforum" im letzten Raum fasst alle Aspekte zusammen und präsentiert sie dem Besucher auf interaktive Weise. Es ist ein neues Format mit einem vier Quadratmeter großen Medientisch, der computergesteuert in elf übereinander liegenden Schichten die Daten und Fakten übersichtlich präsentiert. "Man kann sich durch Anklicken über die Details der regionalen, sozialen oder wirtschaftliche Entwicklungen informieren, nach persönlichen Interessen Verknüpfungen herstellen oder an einem virtuellen Zeitrad drehen", so die Museumsdirektorin.

Die Ausstellung "Taktgeber Hafen" vervollständigt den Rundgang zur baulichen und gewerblichen Entwicklung Hamburgs in Beziehung zum Hafen. Die erste Etappe in Kosoks Erneuerungskonzept ist nun begonnen. In den anderen Geschossen sollen Ausstellungen erneuert werden, die historische Aspekte in der politischen und kulturellen Entwicklung Hamburgs nachzeichnen und dokumentieren. Doch mit dem Hafen ist ein wichtiger Abschnitt geschafft: fasziniert er doch die Bürger der Stadt wie ihre Besucher.

"Taktgeber Hafen" ab 20.6., Hamburgmuseum - Museum für Hamburgische Geschichte, Holstenwall 24, Di-Sa 10.00-17.00, So 10.00-18.00