Das Archäologische Museum erforscht die Vergangenheit Harburgs

Die Harburger Schlossstraße ist eine Forschungsstation. Zelte sind aufgebaut. Grabungsgeräte liegen verstreut. Ein mobiles Büro, ausgestattet mit modernster Computertechnik, ist Herzstück. Die Wissenschaftler des Archäologischen Museums Hamburg werden hier für die Dauer von zwei Jahren nach den mittelalterlichen Zeugnissen Harburgs fahnden. Von der Mitte der Schlossstraße in nördlicher Richtung bis zum Kanalplatz. Es ist die größte Grabungsstätte, die es in Hamburg je gegeben hat.

Geleitet wird die Grabung von Dr. Philip Lüth, der mit einem zwanzigköpfigen Team Kulturschicht für Kulturschicht abtragen, digital vermessen und datieren wird. "Das Wohnniveau hat sich seit dem Mittelalter um etwa vier Meter erhöht. Die einzelnen Kulturschichten rühren von Bränden her und bergen die Überreste verschiedener Epochen. Wir haben hier sogar mehr Brandschichten, als Brände in der Stadtchronik vermerkt sind", so Dr. Lüth.

Das Gebiet um die Schlossinsel mit seinen historischen Kränen, Kaimauern, Brücken und Bahngleisen zeugt noch heute von der Geschichte der Hafenarbeit und der Industrialisierung. Hier wird in den nächsten Jahren ein lebendiges Stadtviertel entstehen mit einer Mischung aus Wohnen und Freizeit, Lehre und Forschung, Dienstleistung und Büronutzung. Die alten Gebäude sind bereits abgerissen. Vor Erteilung einer Baugenehmigung müssen alle unter der Erde liegenden Denkmäler wissenschaftlich untersucht und dokumentiert werden, und zwar auf Kosten des Bauträgers. So sieht es das Hamburgische Denkmalschutzgesetz vor.

Für die Wissenschaftler ergibt sich dadurch die einmalige Gelegenheit, das historisch bedeutsame Gelände zu erforschen. "Was die Harburger heute als Stadtmitte empfinden, die Straßen rund um die Lämmertwiete, entstand erst im 16. Jahrhundert. Das ursprüngliche Zentrum Harburgs liegt rund um die Schlossinsel, auf der sich die Horeburg befand, nach der die Stadt benannt wurde. Wir erwarten, Reste des mittelalterlichen Stadtkerns zu finden, über den es für die Zeit vor 1600 nur wenige schriftliche Quellen gibt", erklärt Dr. Elke Först, Stadtarchäologin der Fachhochschule.

Entscheidend für die Entwicklung Harburgs war die Nähe zur großen Hansestadt Hamburg. Regelmäßig verkehrende Fähren brachten Passagiere und Güter über die Elbe. Einige der frühen Gasthäuser sind noch heute in Betrieb, so der Goldene Engel und der Weiße Schwan. Die Stadt gelangte zu einigem bescheidenen Wohlstand, der sich in repräsentativen Gebäuden in der Schlossstraße widerspiegelte.

Parallel zu den Ausgrabungen ist im Gebäude der TuTech Innovation GmbH (Harburger Schlossstraße 6-12) eine Dokumentation über Grabungsergebnisse und Funde zu sehen. Interessierte erhalten Einblicke in Grabungstechnik und Befunddokumentation und können die Fortschritte auf der Grabungsstelle verfolgen. Jeden Donnerstag (14 bis 15 Uhr) gibt es eine kostenfreie öffentliche Führung über die Grabungsstätten. Treffpunkt: TuTech Gebäude Harburger Schlossstraße 6-12.

Archäologisches Museum Hamburg /Helmsmuseum Harburger Rathausplatz 5, 21073 Hamburg, Di-So 10.00-17.00, Führungen buchbar unter www.museumsdienst-hamburg.de