Das Agrarium setzt neue Maßstäbe in der Vermittlung von Landwirtschaft und Nahrungsmitteln

Das Agrarium im Freilichtmuseum am Kiekeberg ist Deutschlands einzige Ausstellungswelt zum Thema Landwirtschaft und Ernährung. Der 3300 Quadratmeter große Neubau, der Anfang Mai eröffnet wurde, zeigt die Entwicklung von historischen Maschinen bis hin zu den modernen Techniken von heute, verbunden mit einem Ausblick in die Zukunft. Die Museumswelt sprach mit Dr. Rolf Wiese, dem Direktor des Museums.

Museumswelt:

Was erwartet die Besucher im Agrarium?

Dr. Rolf Wiese:

Unser Thema ist die Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. Wir bringen Landwirte und Lebensmittelindustrie zusammen, zeigen moderne Herstellungsverfahren und wie sie entstanden sind.

Was hat sich dieses landwirtschaftliche Wissenschaftszentrum zur Aufgabe gemacht?

Wiese:

Viele Menschen haben keine konkrete Vorstellung davon, wie ihre Lebensmittel heute hergestellt werden. Dabei sind Essen und Trinken wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Wir zeigen vielfältige Dinge, von Traktoren bis zu einer Pommes-Schneidemaschine. Besucher erhalten dadurch ein realistischeres Bild. Wir wollen hier eine Diskussion anregen.

Wie passt ein so modernes Thema zu einem Freilichtmuseum, das die Lebenswelt der Landbevölkerung im Verlauf der vergangenen 400 Jahre darstellt?

Wiese:

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg beschäftigt sich schon lange mit Landwirtschaft und Ernährung. Die grundsätzlichen Techniken der Lebensmittelherstellung sind jahrhundertealt. Ihre Entwicklung zeigen wir in den dreißig historischen Gebäuden auf unserem Gelände. Wir stellen aber auch Geschichte lebendig dar, damit Besucher Zusammenhänge zwischen dem Leben damals und heute erkennen. Im Agrarium finden sie ihren eigenen Alltag wieder.

Lebensmittel sind vor allem dann in der öffentlichen Diskussion, wenn Skandale aufgedeckt werden. Glauben Sie, dass die Verbraucher sich grundlegender informieren wollen?

Wiese:

Unbedingt. Immer mehr Besucher stellen konkrete Fragen. Was steckt in Lebensmitteln, wie werden sie heute produziert, was ist der Unterschied zu früher ...? Im Agrarium kommen konventionell und ökologisch arbeitende Landwirte zu Wort sowie Lebensmittelhersteller. Das Freilichtmuseum sieht sich als eine Bildungsplattform, die umfassend informieren und den Menschen eine Entscheidungshilfe geben möchte, wie sie sich ernähren wollen.

Gesundheit und Genuss - auch ein Thema im Freilichtmuseum?

Wiese:

Das ist sogar ein wichtiger Grundbaustein unserer Museumsarbeit. Schon seit Jahrzehnten züchten wir historische Tier- und Pflanzenarten, die vom Aussterben bedroht sind. Wir wollen die Menschen zu gutem Essen verführen und beweisen, dass gesundes Essen schmeckt.

Welche Besucher sprechen Sie an?

Wiese:

Familien mit Kindern, Jugendliche und Erwachsene mit Interesse an Ernährung, Umwelt, Politik, Landwirte und Lebensmittelhersteller. Das Thema Ernährung betrifft uns alle.