Im Bachelor-Studiengang Bildung und Erziehung in der Kindheit arbeiten die Studierenden in der Kita CampusKinder

Mit ihren Bobby-Cars flitzen zehn kleine Jungen und Mädchen auf dem Außengelände der Kita CampusKinder an der Alexanderstraße hin und her. Der Nieselregen und der raue Wind, der um die Ecke bläst, lässt sie völlig unbeeindruckt. Auch in der Kita der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) ist eine Menge los. In einem Raum wird vorgelesen, während nebenan einige Kids Eierbecher aus Ton formen. In einem anderen Raum finden "Wasser-Spiele" statt: Die fünf kleinen Nachwuchs-Forscher haben augenscheinlich viel Spaß daran, mit dem kühlen Nass zu experimentieren.

In der entspannten und zugleich inspirierenden Atmosphäre der vor zwei Jahren eröffneten Kita fühlt sich auch Christine Moors sehr wohl. Die 27-Jährige hat bereits einen Master im Fach Sozialwissenschaften in der Tasche. Im letzten Jahr hat sie einen neuen beruflichen Weg eingeschlagen. "Was ich bislang gemacht habe, war nicht mein Ding. Der pädagogische Bereich und insbesondere die Arbeit mit jüngeren Kindern liegen mir viel mehr", sagt die Studierende des Bachelor-Studiengangs "Bildung und Erziehung in der Kindheit", den die HAW seit dem Wintersemester 2007/2008 anbietet.

Christine Moors ist jetzt im zweiten Semester. Die 180 Praxisstunden, die pro Semester gefordert sind, leistet sie in der Kita CampusKinder ab. "Ich liebe es, mit den Kindern zu spielen, ihnen vorzulesen oder mit ihnen gemeinsam etwas zu basteln. Dabei gewinnt man wichtige Einblicke, bekommt aber auch sehr viel von den Kleinen zurück", schwärmt die angehende Kindheitspädagogin.

Der Bachelor-Studiengang "Bildung und Erziehung in der Kindheit" vermittelt einen berufsqualifizierenden Abschluss für alle Arbeitsfelder, in denen bildend und erzieherisch mit Kindern gearbeitet wird oder in denen Familien professionelle Unterstützung bei Erziehungsfragen und ihrer Alltagsbewältigung erhalten. Der Studiengang ist sehr praxisnah angelegt. Besonderes Augenmerk gilt der Fähigkeit, die Potenziale und besonderen Begabungen von Kindern zu erkennen. Darüber hinaus lernen die Studierenden, Warnsignale zu lesen. Das ist wichtig, um die vielfältigen Gefährdungen des Kindeswohls zu erkennen - dazu gehören zum Beispiel Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch. Zur Auswahl stehen die drei Studienschwerpunkte: Kompetenzentwicklung in der Kindheit, Management und Familienberatung.

Beim Schwerpunkt Kompetenzentwicklung in der Kindheit setzen sich die Studenten mit lern- und motivationspsychologischen Grundlagen, mit der kognitiven Entwicklung und dem Spracherwerb auseinander. Sie entwickeln Förderpläne und setzen pädagogische Ziele um. Auf das breite Aufgabenspektrum des Managements geht der gleichnamige Studienschwerpunkt ein. Die Studierenden lernen Managementsysteme für Bildungseinrichtungen und Qualitätskriterien für das Management von Einrichtungen zur Bildung und Erziehung kennen. Zum Studienschwerpunkt Familienberatung gehören die Themen Paarpsychologie, Kinderwunsch, Familiengründung und familiensystemische Konfliktlösungsstrategien.

Insgesamt 44 Kinder im Alter bis sechs Jahre, deren Eltern überwiegend Studierende und Mitarbeiter der HAW sind, werden derzeit in der Kita CampusKinder betreut. Das Besondere an der Einrichtung ist, dass sie sich aus dem Studiengang "Bildung und Erziehung in der Kindheit" heraus entwickelt hat. Maßgeblich beteiligt am Entstehen und Wachsen der Kita waren neben der Professorin Dagmar Bergs-Winkels auch Pia Niedlich und Friedemann Wahl. Beide gehören zu den ersten Absolventen des innovativen Studiengangs und leiten heute die Kita gemeinsam.

"Wir nehmen uns sehr viel Zeit dafür, die Kinder in ihrer Entwicklung individuell zu fördern und sie intensiv zu beobachten. Außerdem liegt uns daran, sie bei der Erkundung der Welt positiv zu unterstützen und ihnen Erfahrungsspielräume zu eröffnen", sagt Pia Niedlich. Auf die Frage, weshalb es sinnvoll ist, den Erzieher-Beruf zu akademisieren, meint Bergs-Winkels: "Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Großteil der Erzieher in vielen Bereichen überfordert ist. Oftmals fehlt ihnen das nötige, wissenschaftliche untermauerte Rüstzeug, um wirklich verlässliche Erziehungspartner sein zu können. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass Warnsignale oder individueller Förderbedarf manchmal nicht erkannt werden."

Zwischen der Kita und der Hochschule besteht nach wie vor eine sehr enge Kooperation. Diese ist vor allem auf die wissenschaftliche Begleitung der pädagogischen Arbeit und die frühkindliche Grundlagenforschung ausgerichtet. So finden in der Kita regelmäßig Studienprojekte, etwa zu den Themen Lesen oder Musik, statt.

Außerdem bietet die Kita Studierenden wie Christine Moors die Gelegenheit zum Hospitieren. "Ich finde es sehr gut, dass Theorie und Praxis in meinem Studium so eng verzahnt sind", sagt die gebürtige Hamburgerin. Sie kann sich gut vorstellen, nach dem Studium die Leitung einer Kindergarteneinrichtung zu übernehmen. Da sie noch ziemlich am Anfang ihres Studiums steht, könnte es auch ganz anders kommen. Da passt es gut, dass der Bedarf an Kindheitspädagogen in allen Bereichen derzeit sehr hoch ist. Die ausgebildeten Kindheitspädagogen arbeiten später in leitender Funktion in Kindertageseinrichtungen oder Familienbildungsstätten, an Ganztagsschulen oder in anderen Bildungszentren. Darüber hinaus werden sie im Bereich der Familienberatung oder in der Forschung tätig. "Unsere Absolventen sind sehr gefragt. Es gibt bislang niemanden, der keinen Job bekommen hat", sagt Dagmar Bergs-Winkels.