Fakhria Najem brennt für nachhaltige Gewerbegebiete

"Das Thema Erneuerbare Energien ist eine Jahrhundertaufgabe. Aber für die Umsetzung fehlt noch vieles in Politik, Unternehmen und Forschung", sagt Fakhria Najem. Diese Erkenntnis setzt die 32-Jährige in ihrem Start-up-Unternehmen tatkräftig um. Seit Beginn des Jahres arbeitet Najem für ihr Beratungsunternehmen "Nachhaltiges Gewerbegebiet".

"Gewerbegebiete haben ein großes Potenzial, sich umweltfreundlicher zu entwickeln, dabei Kosten zu sparen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, indem die Unternehmen zusammenarbeiten." Denn gerade in neuen und bestehenden Gewerbegebieten lassen sich Energien besser nutzen. "Über gemeinsame Firmentarife, Einkaufsgemeinschaften oder Kindergärten können Firmen Geld sparen", sagt Najem.

"Vorreiter bei diesem Thema sind die Dänen und die Amerikaner. Außerdem gibt es Forschungsprojekte zu nachhaltigen Gewerbegebieten in Bottrop, Bremen und Kaiserslautern mit guten Ergebnissen." Mit Prof. Michael von Hauff an der Uni Kaiserslautern hat Najem einen Experten gewonnen, er arbeitet an dem länderübergreifenden Modellprojekt "Nachhaltigkeitskonzepte für Gewerbegebiete in Rheinland-Pfalz", das vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung finanziert wird. Zudem wird die Gründerin von ihrer Schwester Hosnia Najem unterstützt, die als IT-Beraterin der Firma tätig ist und Informatik an der HAW studiert, sowie von ihrem Vater, Prof. Ahmed Leqa Najem, der früher als Professor an der TU-Harburg im Fachbereich Maschinenbau gelehrt hat.

Das Gründungsteam mit Najem als Geschäftsführerin ist derzeit in Gesprächen mit Kommunen und Firmen in Hamburger Vororten, um das Konzept umzusetzen. "Ich glaube an die Idee. Damit können wir viele ungenutzte Energien bündeln", sagt Najem. Im Schnitt sind 14 bis 30 Firmen in einem Gewerbegebiet. "Wenn nur 50 Prozent mitmachen, ist dies ein Gewinn für Unternehmen, Kommunen und das gesamte Gebiet." Später sollen die Mitarbeiter der Firmen in die Projekte eingebunden werden und sie zu"eigenen Projekten" machen, die von Kommunen gefördert werden. Davor liegen jedoch Verhandlungen - Überzeugungsarbeit und Geduld sind nötig. Aber das kann die energiegeladene junge Frau nicht abhalten, die Netzwerken, Managen und Verhandeln mit Entscheidern als ihre Stärken beschreibt.

Schließlich hat Najem zwölf Jahre lang als Pharmaberaterin gearbeitet, war drei Jahre als Gebietsleiterin für 60 Produkte und mehrere Millionen Euro Umsatz verantwortlich, hatte Kontakt zu Dutzenden Kliniken. Dass sie diese Karriere machen würde, war keinesfalls klar, als sie mit zwölf Jahren mit ihren vier Geschwistern und ihren Eltern aus Afghanistan floh und die Familie in Hamburg Asyl beantragte.

Das Mädchen machte eine Ausbildung zur Chemisch-Technischen Assistentin in Bergedorf, arbeitete für drei Pharmafirmen und studierte nebenbei BWL in Stuttgart, denn sie hatte einen festen Plan. "Ich wollte mich selbstständig machen." Die Chance kam, als sie an der HAW von dem Gründerzentrum die Unterstützung bekam und den Kontakt zu Prof. Hauff fand. Sie kündigte ihren gut dotierten Job in der Pharmafirma, setzt auf nachhaltige Unternehmenspolitik und wirbt auf eine charmante Art dafür. "Wir brauchen Ingenieure, Fürsprecher und Unternehmen, die das Konzept unterstützen."