Martin Grubinger und die Chorakademie spielen Orff und Strawinsky

Kultur und Natur sind ein seltsames Paar: Wo Form und Inhalt hoch entwickelt sind, bricht mitunter die Lust aufs Archaische hervor. Igor Strawinskys "Le Sacre de Printemps" verursachte 1913 in Paris einen Skandal ob einer Rohheit, die man längst überwunden glaubte und mit dem Ersten Weltkrieg doch erst noch vor sich hatte. Und als Carl Orff eine mittelalterliche Vagantendichtung vertonte, war er vom "mitreißenden Rhythmus und der Bildhaftigkeit" begeistert. Die 24 Trink- und Liebeslieder seiner "Carmina Burana" sind seit ihrer Uraufführung 1937 ein Megahit der klassischen Musik.

Die beiden Werke sind beim Festival bei einem denkwürdigen Konzert zu erleben; ebenfalls auf dem Programm stehen die Uraufführung der Variationen für zwei Klaviere und Schlagzeug von Fazil Say durch den Schlagzeugstar Martin Grubinger und das Klavierduo Ferhan und Ferzan Önder (4.8. Flensburg, 5.8. Neumünster, 6.8. Hannover).

Es singt der Schleswig-Holstein Festival Chor Lübeck unter der Leitung von Rolf Beck, und Grubinger bekommt am Schlagzeug tatkräftige Unterstützung von Leonhard Schmidinger und seinem eigenen Vater. Auch sonst hat der Spitzenklöppler alle Hände voll zu tun, so bringt er im Rahmen eines Schlagzeugmarathons mit dem Schleswig-Holstein Festival-Orchester in Lübeck auch noch das mit dem Paul-Hindemith-Preis ausgezeichnete "Rot ..." von Markus Lehmann-Horn zur Uraufführung (21.8. Lübeck). Und der Schleswig-Holstein Festival Chor Lübeck ist noch am 16. und 17. Juli mit Haydns "Jahreszeiten" in Lüneburg und Rendsburg zu hören; außerdem bestreitet er am 23. Juli ein Nachtkonzert im Lübecker Dom.