Das Bilkent Symphony Orchestra bestreitet das Auftaktkonzert Türkei

Neben den pulsierenden Rhythmen und der überwältigenden Strahlkraft Istanbuls rückt Ankara oft ein wenig in den Hintergrund - zumindest aus mitteleuropäischer Perspektive. Dabei verfügt auch die türkische Hauptstadt über ein reiches Kulturleben. Die viereinhalb Millionen Einwohner haben unter anderem die Wahl zwischen zehn Staatstheatern, drei Opernhäusern und fünf klassischen Orchestern.

Eins davon ist das Bilkent Symphony Orchestra: ein Klangkörper, der 1993 an der privaten Bilkent-Universität zunächst als Sinfonietta gegründet wurde und heute rund 120 Musiker aus der Türkei und zwölf anderen Nationen umfasst. Beim Festival gastiert das BSO unter seinem derzeitigen Chefdirigenten Isin Metin - und hat für seine Auftritte in Kiel (16.7.) und Lübeck (17.7.) ein farbiges Programmpaket geschnürt.

Das Konzert beginnt mit dem Stück "Köçekçe" aus der Feder von Ulvi Cemal Erkin, einem Mitglied jener Komponistengruppe, die als "Die türkischen Fünf" in die Geschichte eingegangen ist. Erkin und seine Kollegen haben Elemente der türkischen Folklore in den klassischen sinfonischen Stil westlicher Prägung integriert und so einen nationalen Ton geschaffen. Die Tanzrhapsodie "Köçekçe" verquirlt fetzige Tschingderassa-Rhythmen mit orientalischen Schlangenbeschwörermelodien. Das groovt!

Ein weiterer wichtiger - wenn nicht der derzeit wichtigste - Kulturexport aus der anatolischen Metropole Ankara ist Fazil Say. Der passionierte Pianist, Komponist und Grenzüberschreiter hat eigens für das SHMF ein Klarinettenkonzert mit dem Titel "Khayyam" geschrieben, das die große deutsche Klarinettistin Sabine Meyer aus der Taufe heben beziehungsweise blasen wird.

Nach der Uraufführung von Says neuem Wurf spielt das Bilkent Symphony Orchestra schließlich noch einen Klassiker des musikalischen Orientalismus: Da erklingt Nikolai Rimsky-Korsakows sinfonische Dichtung "Scheherazade". Ein opulentes Stück für großes Orchester, das den verlockenden Reiz des Fernen und Fremden in raffinierte Töne kleidet.