In “Schwere See“ führt eine Ausstellung von Herman IJsseling im Maritimen Museum

Am 11. Januar 2007 ist das schwer beladene Küstenmotorschiff "Aachen" auf dem Weg von Den Helder nach Rotterdam. Mit Geschwindigkeiten um 40 Knoten peitscht der Sturm die See, die Wellen erreichen Höhen von sechs bis sieben Metern. Als am Himmel eine zweimotorige Cessna 337 Skymaster auftaucht, ändert die "Aachen" ihren Kurs, wendet sich gegen die See und fährt frontal durch die Wellengebirge.

Die Cessna geht so tief hinunter, dass der Fotograf Herman IJsseling vom Cockpit aus ein spektakuläres Foto schießen kann: Es zeigt, wie der Bug der "Aachen" eine Welle durchbricht. Dieses Bild ist eines von 26 großformatigen Fotos, die das Internationale Maritime Museum zurzeit in einer Ausstellung mit dem Titel "Schwere See" zeigt.

Für den Laien sind das dramatische Bilder, aber auch gestandene Seeleute können sich der Faszination dieser Fotos kaum entziehen. Sie zeigen einerseits alltägliche Seefahrts-Situationen, sind aber manchmal in besonderer Weise in Szene gesetzt.

Ausstellungskurator Gerrit Menzel vom Maritimen Museum erklärt, wie viele dieser Bilder entstanden sind: "Es gibt ein Zusammenspiel von Fotograf und Kapitän, von Flugzeug und Schiff. Um besonders interessante und reizvolle Fotos zu bekommen, werden die Schiffe gewissermaßen zu Models. Ohne Fotoauftrag hätte zum Beispiel die ,Aachen' in dieser Situation kaum Kurs gegen die See genommen."

Hermann IJsseling ist weltweit als Spezialist für spektakuläre Schiffsfotografien bekannt. Er erregt mit seinen faszinierenden Aufnahmen in einer größeren Öffentlichkeit und natürlich besonders bei Schifffahrt-Fans immer wieder Aufsehen. Seine Bildbände und Kalender sind international erfolgreich. 1984 gründete der Niederländer die Firma Flying Focus, die auf Luftbilder spezialisiert ist. Zwei Jahre später schoss IJsseling das erste Foto eines Schiffs in schwerer See. Es war so erfolgreich und wurde in so vielen Zeitschriften veröffentlicht, dass er sich darin bestärkt fühlte, mehr maritime Motive aufzunehmen. Seit Anfang der 1990er-Jahre gewann er zunehmend Reedereien als Kunden, die seine spektakulären Sturm-Fotos gern für Werbezwecke nutzten.

Am Anfang benutzte der Niederländer für seine maritimen Foto-Shootings einmotorige Cessnas, diese waren allerdings nur bis Windstärke acht einsetzbar. Doch IJsseling wollte sich damit nicht zufriedengeben, daher kaufte er Ende 2004 eine zweimotorige Skymaster. Mit ihr fliegt er sogar noch bei Windstärke zehn über die aufgepeitschte See, um besonders dramatische Schiffsbilder zu schießen.

Manche der Bilder, die in der Ausstellung zu sehen sind, verschlagen einem schier den Atem: Da boxen sich Frachtschiffe durch haushohe Wellen, verschwinden Gastanker hinter Gischtvorhängen, sind Fischereifahrzeuge scheinbar ein Spielball der Wellen und bekommen Frachtschiffe in einer Weise Schlagseite, die den Laien bedenklich stimmen.

Die Seefahrt, sagen eigentlich alle, die sich auskennen, habe mit Romantik nichts zu tun. Doch sie wissen zugleich, dass Schiffe und Meer immer wieder eine besondere Faszination ausüben - Hermann IJsselings großartige Bilder liefern den Beweis dafür.

Schwere See bis 24.6., Internationales Maritimes Museum Hamburg, Kaispeicher B, Koreastraße 1, Di/Mi,Fr 10.00-18.00, Do bis 21.00