Die neuen Alten leben zukunftsorientiert - Das Freilichtmuseum gibt Einblicke in die Historie

"Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an, mit sechsundsechzig Jahren, da hat man Spaß daran ...", so jedenfalls sang Udo Jürgens in einem seiner größten Hits. Und viele werden ihm recht geben: die (Un-)Ruheständler in den Fitness-Clubs, auf Wanderungen im Hochgebirge, beim Tauchen, Reiten, Fallschirmspringen.

Nie zuvor waren Menschen im Rentenalter gesünder und aktiver als heutzutage. Ein Ergebnis von moderner Medizin, Sport, Kosmetikprodukten und Schönheitschirurgie. Beim Betrachten alter Fotos von Silber- und Goldhochzeiten fällt auf, dass die Jubilare von heute meist jünger wirken als die vor 50 oder 100 Jahren.

Seit einigen Jahren erkennt auch die Werbung die veränderten Bedingungen. Rentner sind mittlerweile eine wichtige, da kaufkräftige Zielgruppe geworden. Doch was wird als alt empfunden, was als jung? Und wie war das früher mit dem Altern?

In der Ausstellung "Alt und Jung - Vom Älterwerden in Geschichte und Zukunft" können die Besucher am Kiekeberg sich selbst ein Bild von den Lebensbedingungen unserer Vorfahren und den Möglichkeiten heute machen.

Eine bunte Alterspyramide aus Playmobil-Figuren zeigt die Bevölkerungsentwicklung bis 2060: Waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Erwerbstätigen die stärkste Gruppe mit einer Vielzahl von Kindern und nur wenigen Alten, so werden in der Mitte unseres Jahrhunderts nur wenige Kinder einer erheblich größeren Zahl von Rentnern gegenüberstehen. Herausforderungen, denen unsere Gesellschaft sich stellen muss.

In den vergangenen Jahrhunderten lebte die Bevölkerung auf dem Land überwiegend in einem Mehrgenerationenhaushalt. "Wenn die Erben den Hof übernahmen, zogen die Eltern in die Altenteilstube. Damit gaben sie zugleich ihre Eigenständigkeit auf, denn von nun an hatte die jüngere Generation das Sagen", erklärt Museumsdirektor Professor Dr. Rolf Wiese. Da alle Familienmitglieder weiterhin im Bauernhaus und auf engstem Raum wohnten, waren Konflikte unumgänglich. Ein eigenes Heim konnten viele alte Menschen sich erst leisten, als am Ende des 19. Jahrhunderts die Rentenversicherung vom damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck eingeführt wurde.

Innerhalb der letzten Jahrzehnte ist die Lebenserwartung der Menschen stetig angestiegen. Die Ausstellung beleuchtet unterschiedliche Aspekte, die eine solche Entwicklung mit sich bringt, beispielsweise Pflege und Wohnen, Senioren-WGs oder Arbeit im Rentenalter. An diesen Beispielen wird deutlich, wie Lebensentwürfe sich verändert haben.

Früher bedeutete Altsein eingeschränkt sein, heutige Senioren leben zukunftsorientiert. An einer Hörstation erzählen ehrenamtliche Mitarbeiter des Freilichtmuseums am Kiekeberg, was sich seit ihrer Pensionierung geändert hat. Besondere Aufmerksamkeit verdienen Produkte, die zwar für ältere Menschen entwickelt wurden, aber von allen Altersklassen genutzt werden. "Universal Design" nennt sich dieser Trend. Besucher können die Spielekonsole Nintendo Wii ausprobieren: Immer mehr Senioren begeistern sich für Videospiele und nutzen die Konsole für ihr persönliches Fitnessprogramm.

Bei den museumspädagogischen Aktionen können sich Jugendliche auf die Suche nach den Unterschieden zwischen dem Leben früher und heute begeben, Erwachsene in Gruppen ab 15 Personen mehr über das veränderte Altern erfahren und anschließend bei Kaffee und Kuchen im Museumsgasthof Erfahrungen und Erinnerungen austauschen.

Freilichtmuseum am Kiekeberg Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, T. 04105/15 24 04, 790 17 60, März bis Oktober Di-Fr 9.00-17.00, Sa-So 10.00-18.00; Aktionen: 13.6. Landleben früher: Handwerk, 26.6. Wasser-Erlebnistag, 2.7. bis 5.8. Sommerspaß am Kiekeberg, Ferienprogramm für jedes Alter ohne Anmeldung