Die Schau Der Jesus-Skandal rekapituliert den Eklat um ein Bild von Max Liebermann

Schon im 19. Jahrhundert geriet Max Liebermann und sein Werk "Der zwölfjährige Jesus im Tempel" in das Kreuzfeuer religiös motivierter Anfeindungen. Neu aufgerollt wird der Bildereklat jetzt in der Kunsthalle mit der Ausstellung "Der Jesus-Skandal". Im Mittelpunkt stehen das zum Besitz der Kunsthalle gehörende Bild von 1879, Vorstudien, vergleichende Werke und die Geschichte seiner Provenienz.

Stein des Anstoßes für den Skandal war die Darstellung des kindlichen Jesu und seiner Disputanten. Liebermann, der jüdische Maler, hatte es gewagt, den Knaben Jesus barfüßig und mit rotem Haar vor Schriftgelehrten auftreten zu lassen, die, so die Schmähkritik, nichts als die "nächstbesten Börsenjuden" darstellen.

Liebermann selbst war so getroffen, dass er später sein Bild änderte. Die heutige Version zeigt einen beschuhten Jesus mit blondem Haar. Der Jesus-Skandal offenbart die tiefe Kluft zwischen einem antisemitisch, an Idealisierung gewohnten Publikum und dem modernen Realismus Liebermanns. Für dessen Jesus hatte ein italienischer Junge Modell gestanden. Die Alltäglichkeit des Personals genügte, um einen Skandal auszulösen, als das Bild 1879 erstmals auf der Internationalen Kunstausstellung in München ausgestellt wurde. Die Schau wird unterstützt durch die Kunst- und Literaturstiftung Petra und K.-H. Zillmer.

Der Jesus-Skandal - Ein Liebermann-Bild im Kreuzfeuer der Kritik Bis 18.7., Hamburger Kunsthalle, Saal der Meisterzeichnung, Glockengießerwall, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-21 Uhr