Die Marienkirche Anklam wird nach Jahrzehnten des schleichenden Verfalls mühevoll saniert

Anklam in Vorpommern hat im Zweiten Weltkrieg schwer gelitten. Als sowjetische Streitkräfte die Stadt im April 1945 besetzten, wurde sie von deutschen Flugzeugen bombardiert. Rund drei Viertel der innerstädtischen Bausubstanz fiel dem Angriff zum Opfer. Von den beiden großen backsteingotischen Kirchen überstand nur die St. Marienkirche halbwegs das Bombardement und die Kämpfe in Anklam.

"Bereits 1947 konnte die Kirche notdürftig instand gesetzt werden", berichtet der Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Thomas Binder. Fenster wurden eingesetzt, der Bau konnte wieder für Gottesdienste verwendet werden.

Nach der friedlichen Revolution gab es Hoffnung auf eine Sanierung

Wie bei so vielen Gotteshäusern wurden auch an der Marienkirche zu DDR-Zeiten nur die notwendigsten Reparaturen vorgenommen. Noch heute kann man die alten Fenster deutlich von den neuen unterscheiden und daran sehen, in welchem Zustand sich die Kirche zur Wendezeit 1989 befand. Die friedliche Revolution war dann auch für die Anklamer die Chance, ihre Kirchen zu retten. Während die Ruine der Nikolaikirche derzeit mit großem Aufwand zu einem Kulturzentrum ausgebaut wurde, übernahm im Fall der Marienkirche die Pfarrgemeinde diese Aufgabe. Hier wurde die Anschubfinanzierung wie so oft von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz geleistet. Anfang 1990 wurde das Turmdach neu gedeckt. "Teilweise mussten die Balken ausgewechselt werden", so Binder. Auch die riesigen Flächen des Turmdaches wurden neu gedeckt.

Ab 1997 kamen dann die Gewölbe an die Reihe. Binder betont, dass zu allererst Dächer, Fenster und Mauerwerk saniert wurden: "Die Außenhaut muss dicht sein." Nach und nach wurden auch die Fenster ersetzt. Inzwischen ist das Chorfenster farbig verglast. Blau schimmert das Licht in der Apsis. Auch das Mauerwerk befand sich in einem schlechten Zustand. Feuchtigkeit machte ihm zu schaffen. Ein spezieller Baustoff aus Muschelkalk, der "Fugenmörtel Anklam", wurde entwickelt.

Die Restauratoren arbeiten möglichst mit Stoffen, die dem Original ähnlich sind", begründet Binder. Somit konnte das Problem mit der Feuchtigkeit in den Griff bekommen werden.

Die Turmsanierung kostet insgesamt 1,3 Millionen Euro

Zwischen 1997 und 2003 wurde der gesamte Turm saniert. Die Statik des Bauwerks verlangte ein kompliziertes Gerüst. Für das gesamte Vorhaben wurden 1,3 Millionen Euro aufgewendet.

Die Grundinstandhaltung, die neben der Stiftung auch die evangelische Kirche und private Spender finanzierten, wird demnächst abgeschlossen sein. Pastorin Petra Huse hofft, dass dann Geld beispielsweise für die Restaurierung der historischen Apostelglocke da sein wird, die derzeit nicht geläutet werden kann. Zukunftsmusik ist hingegen die Wiederherstellung der historischen Gewölbeausmalung, von der bislang nur Proben zu sehen sind. Die wertvollen und überaus seltenen Fresken aus dem 15. Jahrhundert, die die Säulen und Wände der Kirche schmücken, befinden sich momentan in einem recht guten und stabilen Zustand.