Frühgeschichte

Nach der letzten Eiszeit mit dem Höhepunkt um 18 000 v. Chr. und zahllosen darauf folgenden Veränderungen der Küstenlinie bildet sich das Myameer - die Ostsee, wie wir sie heute kennen. Seit etwa 12 000 v. Chr. lassen sich im Ostseeraum Spuren von Besiedlung nachweisen. Auch das Gebiet um Wismar ist jahrtausendealtes Siedlungsgebiet. Nach dem Abzug der Germanen zur Zeit der Völkerwanderung siedeln hier bis zum 10. Jh. Slawen.

808

Der an der Bucht von Wismar gelegene Ort Reric wird von dem Dänenkönig Godfred gegründet. Funde aus der Zeit, wie etwa die Poeler Kogge, zeigen, dass es sich vermutlich um einen wichtigen Handelsplatz der Wikinger handelte. Seine Rolle übernimmt der Ort Haithabu. Haithabu lag auf der Kimbrischen Halbinsel an der Schlei in der Schleswigschen Enge (Isthmus) zwischen Nordsee und Ostsee.

1147

Wismar wird erstmals 1147 in der Knytlinga-Sage erwähnt, in der der dänische König Erik III. (siehe Foto) in einem "Wizmar Havn" landet, vermutlich ein Ankerplatz in der Bucht.

1211/1229

Die Urkunde, mit der Kaiser Otto IV. im Jahr 1211 den Bürgern von Schwerin die Erlaubnis erteilt, in Wismar Schiffe zu unterhalten, gilt als Fälschung. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt ist für das Jahr 1229 nachgewiesen und geht auf den Fürsten Johann I. zurück. Erwähnt wird dies auch in der Kirchbergschen Chronik, in der von der "stad zur Wysmar" gesprochen wird.

1143

Die Neugründung Lübecks gilt als das entscheidende Datum der Entstehung der Hanse. 1160 erhält die Stadt das Soester Stadtrecht. Im 12. Jh. entsteht die "Gemeinschaft der deutschen Gotlandfahrer". Die Insel Gotland ist das Zentrum des Ostseehandels. Die Hauptstadt Visby gründet 1200 den Petershof in Nowgorod. Er wird später von der Hanse übernommen.

1226 bis 1276

Gegründet wird die Stadt vermutlich 1226 vom Fürsten Heinrich Borwin I., Herr über Mecklenburg. Die Stadt erhält kurze Zeit später das Lübsche Stadtrecht. Bis 1238 wachsen die Quartiere St. Marien und St. Nicolai zusammen. Zwischen 1238 und 1250 entsteht die Neustadt.

1241

Das Bündnis zwischen Hamburg und Lübeck gilt als Gründung der Städtehanse. Es entstehen zusehends mehr Städtebündnisse im norddeutschen Raum.

1257

Wismar wird zur Residenzstadt der mecklenburgischen Fürsten und bleibt dies auch bis zum Jahr 1358.

1267

Wismar wird durch den ersten Stadtbrand zerstört und danach im Stil der Backsteingotik wieder aufgebaut.

1280

Wismar bildet zusammen mit Stralsund, Hamburg, Rostock und Lübeck den Wendischen Städtebund. Grundstein für das "Wendische Quartier" der Hanse. Ein Zweck des Zusammenschlusses war die gemeinsame Abwehr der Piraterie.

1310/11

Die Bürger Wismars revoltieren gegen den Landesherrn Heinrich II., unterliegen ihm aber.

1350

Die Pest - der "Schwarze Tod" - erreicht die Stadt und rafft rund 2000 Menschen dahin. Sie breitet sich bis nach Norwegen aus. Dort wird sie als "Svarte Dauen" und "Den store Mannfall" bezeichnet.

1350 bis 1400

In dieser Zeit ist der Verbund der Hanse die nordeuropäische Großmacht. Den Kern bilden insgesamt 72 Städte, weitere 130 sind locker mit der Hanse verbunden. 1356 findet der erste Hansetag statt. Fast alle Städte entsenden Vertreter. Die Hanse betreibt vier große Handelshöfe in Nowgorod, Bergen, London und Brügge.

1361

Der erste Krieg der Hanse gegen Dänemark endet mit einem Sieg des Städtebundes und festigt dessen Machtstellung gegenüber den Territorialfürsten.

1375

Die Mecklenburger Fürsten verlieren die dänische Königskrone. Die Krise führt zu einem Krieg Rostocks und Wismars mit den übrigen Hansestädten. Die Auseinandersetzung wird als eine Art Kaperkrieg geführt, aus dem die Vitalienbrüder hervorgehen.

1401/1402

Die Hanse kämpft erfolgreich gegen den Seeräuberbund der Vitalienbrüder. Deren Anführer Klaus Störtebeker wird auf dem Hamburger Grasbrook hingerichtet.

1420 bis 1435

Erneuter Krieg gegen Dänemark: Das Land will mit dem Sundzoll die Hansestädte wirtschaftlich schwer belasten. Dänemark verliert die Auseinandersetzung.

1441

Die Hanse muss die wirtschaftliche Gleichberechtigung der niederländischen Kaufleute im Ostseeraum anerkennen.

1494

Der Niedergang der Hanse beginnt zunächst mit der Schließung des Kontors in Nowgorod. Die anderen Kontore verbleiben zwar im Besitz der großen Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck, werden aber im Verlauf der Jahrhunderte nach und nach verkauft.

Um 1520

Frühzeitig wird in Wismar die Reformation eingeführt. Die neue Kirchenlehre setzt sich (außer in Polen und Russland) unter sehr unterschiedlichen Bedingungen bald im gesamtem Ostseeraum durch.

16. Jahrhundert

Alle nicht am Atlantik gelegenen europäischen Hafenstädte erleben einen wirtschaftlichen Niedergang, nachdem sich der Schwerpunkt des Handels nach Übersee verlagert.

1594

Wismar wird über den Kanal Viechelner Fahrt mit dem Schweriner See und der Elbe verbunden. Die Wasserstraße verfällt jedoch bald wieder.

1632

Die Schweden unter König Gustav Adolf besetzen Wismar. Zuvor hat die Region bereits stark unter den Kriegsaktivitäten gelitten.

1648

Im Westfälischen Frieden fallen die Hansestadt Wismar und die Insel Poel an Schweden.

1653

Wismar wird Sitz des Obertribunals. Es ist das höchste Gericht für die schwedischen Besitzungen, die sich südlich der Ostsee befinden. Dazu gehören das Herzogtum Verden und Schwedisch-Pommern.

1669

Die letzten in der Hanse verbliebenen Städte halten in Lübeck den letzten Hansetag ab. Bremen, Lübeck und Hamburg halten in enger Verbindung zueinander auch weiterhin die Tradition der Hanse aufrecht. Aus Kostengründen führen sie gemeinsame Konsulate in wichtigen Häfen.

1675/1680

Im Schonischen Krieg wird Wismar von den Dänen angegriffen und besetzt. Sie bauen den Hafen zu einem der bestgesicherten des ganzen Ostseeraumes aus. Nach ihrer Niederlage im nordischen Krieg werden die Festungen wieder abgebaut. In diesem Krieg endet die schwedische Vorherrschaft im Ostseeraum.

1803

Auch die Herrschaft über Wismar endet. Die Stadt wird für 99 Jahre an das Herzogtum Mecklenburg-Schwerin verpfändet. 1903 verzichtet Schweden endgültig auf seine Ansprüche.

1830

Während der Julirevolution kommt es in Wismar zu Unruhen.

1848/1883/1887

Wismar erhält Anschluss an das Eisenbahnnetz. Züge fahren in Richtung Schwerin, Rostock und Karow.

1881

Rudolph Karstadt eröffnet in Wismar ein Tuchgeschäft. Daraus wird das Stammhaus von Karstadt.

1914 bis 1918

Auch Wismars Bevölkerung leidet unter den Folgen des Ersten Weltkrieges. Nach Kriegsende verliert Deutschland einen Großteil seiner Handelsflotte an die Siegermächte.

1933 bis 1945

Die in der Stadt lebenden Juden werden wie überall in Deutschland durch die Nationalsozialisten verfolgt, was im Pogrom und der Deportation der jüdischen Bevölkerung endet.

Während des Krieges arbeiten in den "kriegswichtigen" Betrieben Tausende von Zwangsarbeitern.

1945

Insgesamt zwölf Bombenangriffe erlebte Wismar während des Krieges. Insgesamt wurden auf die Stadt 460 Tonnen Bomben von der britischen Royal Air Force und 400 Tonnen von der USAAF abgeworfen. In der Nacht vom 14. zum 15. April wird die südliche Altstadt, das sogenannte Gotische Viertel mit Sankt Georgen und Sankt Marien bei einem Bombenangriff zerstört.

1945

Am 2. Mai wird Wismar von britischen und kanadischen Truppen besetzt. Sie werden im Juni von sowjetischen Truppen abgelöst, die die Gebiete bis auf Weiteres kontrollieren.

1952

Wismar wird nach Auflösung der Länder mit in den DDR-Bezirk Rostock eingegliedert.

ab 1950

Der Hafen Wismar wird zum zweitwichtigsten der Deutschen Demokratische Republik an der Ostseeküste. Er dient besonders der Aus- und Einfuhr von Massengütern wie Holz und Kalisalz.

1960

Die Ruine des riesigen Kirchenschiffs der Marienkirche wird gesprengt.

1961

Die Stadt Wismar und die evangelische Kirche schließen einen Vertrag zur "Geistlichen Hebung". Die Kirche trat gegen die später nicht eingehaltene Zusage, die Kirchen wieder aufzubauen, Grundbesitz an die Stadt ab.

1989/1990

Auch die Bürger Wismars vollziehen die politische Wende. Willy Brandt spricht zu den Menschen. Am 18. Januar 1990 nennt sich die Stadt offiziell "Hansestadt Wismar".

1 990

Auf Anregung von Gottfried Kiesow, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wird der Wiederaufbau der Georgenkirche beschlossen.

Ab 1991

Im Rahmen der Städtebauförderung beginnt die groß angelegte Sanierung der Altstadt.

2002

Am 27. Juni wird Wismar gemeinsam mit Stralsund in das Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen. Im Jahre 1989 erreichte die Bevölkerungszahl der Stadt Wismar mit über 58 000 ihren historischen Höchststand.