Seit der Wende können mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Dutzende Gotteshäuser in Mecklenburg-Vorpommern saniert werden

Pastorin Kirsten Hoffmann-Busch kann sich noch gut entsinnen, wie die Kirche von Kalkhorst im äußersten Nordwesten Mecklenburg-Vorpommerns aussah, als sie ihr Amt 2001 antrat. An der Empore und teilweise am Dachstuhl gab es Schwammbefall. An den Gurtbögen im nördlichen Seitenschiff klaffte eine breite Lücke. Die Kirche war einsturzgefährdet. Kurz vor Weihnachten sollte sie gesperrt werden.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzte sich für die Sanierung ein

Eine erste Sicherung des Bauwerkes, das etwa um 1340/50 entstand, machte eine weitere Nutzung möglich. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz habe sich dann der St. Laurentius-Kirche angenommen und die Sanierung angestoßen. Zudem half ein Förderverein. "Die Sanierung gliederte sich in drei Bauabschnitte, berichtet Kirsten Hoffmann-Busch. Zunächst wurden die beiden hinteren Jocheund die Westwand saniert. Dazu mussten Zuganker eingesetzt werden, weil das Dach bereits unkontrolliert auf die Wände drückte und dies zu weiteren Schäden hätte führen können. Außerdem wurde das Dach neu gedeckt und ein Unterdach eingebaut. Da auch die Fundamente beschädigt waren, erhielten sie Sockel aus Beton. Während eines "nullten" Bauabschnittes wurden fehlende Steine in den Rippen des Apsisgewölbes ergänzt. Im zweiten Bauabschnitt beschäftigte man sich mit der Sanierung der Gewölbe im ersten und zweiten Joch des Hauptschiffes und der Seitenschiffe.

Der Turm war wesentlich maroder als gedacht

Der dritte Bauabschnitt hatte die Turmsanierung zum Ziel. "Der Turm war maroder als gedacht", so Kirsten Hoffmann-Busch. Er besteht aus mehreren Schalen aus Backstein, die teilweise zerbröselten und durch neue Steine ersetzt wurden. Man sieht an den hellen und dunklen Flächen, wo neues und wo historisches Material verwendet wurde. Neue Anker verbinden die Schichten miteinander. "Das Dach wurde bereits in den 80er-Jahren saniert. Da gab es zum Glück keinen Handlungsbedarf", sagt die Pastorin, die zurzeit mit ihrer Tochter Margarete im Babyjahr ist.

Die Sanierung konnte wie so oft nur Schritt für Schritt durchgeführt werden. Bisher hat sie etwa 750 000 Euro gekostet. Geld kam nicht nur von der Stiftung, auch viele private Spender hätten zur Sanierung beigetragen. Der 2001 gegründete Förderverein setzt sich heute aus etwa 50 Mitgliedern zusammen. Dazu gehören Angehörige der Pfarrgemeinde, aber auch Menschen aus ganz Deutschland. "Wir haben hier viele Fremdhochzeiten. Für Hamburger sind wir so etwas wie eine Hochzeitskirche", meint Kirsten Hoffmann-Busch. Paare engagieren sich später, weil sie "ihre Hochzeitskirche" erhalten wollen. Stolz ist die Pastorin auf die drei neu verglasten runden Fenster über dem Eingang der Kirche. Sie gehören zum ältesten Teil des Bauwerks. Die aus der Region stammende Familie von Both spendete sie.

In Kuppentin steht die älteste Kirche des Landes

Weiter südlich im Mecklenburgischen liegt Kuppentin, ein kleines Dorf einige Kilometer östlich von Parchim. Hier steht die älteste Kirche des Landes. Der früheste Teil ist ein flach gedeckter Saalbau aus Feldstein. Das Besondere der Kirche ist der Chor, ein backsteingotischer Anbau aus dem 15. Jahrhundert. Er deutet darauf hin, dass die Kirche wesentlich vergrößert werden sollte. Käte Beck, die in unmittelbarer Nachbarschaft wohnt und Kirchenführungen anbietet, erzählt: "Seit 1978 war die Kirche gesperrt, weil die Turmspitze auf das Langhaus gestürzt war." Nach der Wende konnte der Bau zunächst gesichert werden. 1996 wurde der erste Gottesdienst im Chor abgehalten. Bereits 1995 hatte sich ein Förderverein zur Sanierung der Kirche gebildet. Die rund 100 Mitglieder kommen auch hier aus ganz Deutschland. Und auch hier engagierte sich die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit ihrem Programm "Dorfkirchen in Not". Marode Deckenbalken wurden ersetzt. Das schlichte Innere der Kirche präsentiert sich heute wieder in hellen Farben. Auch der Altar konnte dank einer Spende der Dornier-Stiftung gereinigt werden.

Das Pfarrhaus wird zum kirchenhistorischen Museum

Der Vorsitzende des Fördervereins, Peter Emisch, berichtet aber noch von einem anderen Projekt. Das ehemalige Pfarrhaus, zu DDR-Zeiten ebenfalls dem Verfall preisgegeben, wurde inzwischen renoviert. "Wir richten hier ein kirchenhistorisches Museum ein", so Emisch. Auf Schautafeln wird die Geschichte der Religion dargestellt. Einzelne Themen werden dabei vertieft. Künftig sollen noch zwei historisch eingerichtete Räume vom Leben einer Pastorenfamilie um 1860 erzählen. Bereichert wird das Museum noch durch eine Bibliothek und ein kleines Café.