Hamburg. Stehen sie in voller Pracht im Garten, ist der Frühling da und der Sommer so nah! Flieder- und Holunderblüten duften - und schmecken wunderbar

Ich weiß, ich bin in einem beneidenswerten Besitz: Ich habe einen Garten. Damit bin ich in Deutschland natürlich nicht alleine. Und auch „Nicht-Gartenbesitzer“ können an dieser Stelle ruhig weiterlesen, denn während eines Spaziergangs, können Sie die Freuden, von denen ich hier erzähle, ebenfalls pflücken und mitnehmen. Auf meinem Grundstück stehen je ein Flieder und ein Holunderbusch. Sie blühen jedes Jahr herrlich und üppig. Und so ist es schon seit Jahren ein kleines Ritual, dass ich mir die Fliederdolden in einer Vase auf den Tisch stelle und die Holunderblüten zu Sirup verarbeite, die Beeren im Herbst dann zu Fliederbeersaft.

Mit Sekt aufgegossen, prickelt mit diesem Sirup der Frühling auf der Zunge.
Mit Sekt aufgegossen, prickelt mit diesem Sirup der Frühling auf der Zunge. © Eat Club

Letztes Jahr dann überkam mich die Lust, neue Wege zu gehen. Ich überlegte, ob man nicht auch aus Flieder einen Sirup herstellen könne. Flüssiger Frühling im Glas, so stellte ich es mir vor. Gedacht, getan: Ich machte mich ein wenig schlau, zog meine eigene Erfahrung zu Rate und setzte meinen ersten Fliedersirup an. Es duftete herrlich und die Vorfreude stieg. Nach wenigen Tagen konnte ich das Ganze auch schon abfüllen und genießen. Und tatsächlich: Er schmeckte genauso, wie ich es mir erhofft hatte. Mit Sekt aufgegossen, prickelte der Frühling auf meiner Zunge. Die Familie freute sich natürlich auch über ein kleines Fläschchen. Und ich musste versprechen, auch in diesem Jahr wieder eine Produktion zu starten.

Was nun aber mit den Holunderblüten? Da ich aus Süddeutschland komme, hatte ich sofort Hollerküchle im Sinn. In meiner alten Heimat waren sie oft auf meinem Teller gelandet, selbst gemacht hatte ich sie allerdings noch nie. Dabei ist es so einfach. Holunderblüten werden in Pfannkuchenteig getaucht und ausgebacken. Ungewöhnlich – aber so gut! Wenn Sie mögen, probieren Sie beide dieser besonderen Rezepte einmal aus. Gerade jetzt zum Frühsommer sind alle unsere Sinne doch besonders empfänglich. Für Farben, Düfte und, ja genau, ein prickelndes Gläschen im Sonnenschein.

ESSBARE BLÜMCHEN: Aus dem Garten direkt auf den Tisch

Gänseblümchen im Salat, Lavendel auf Cupcakes, Rosenblätter in der Konfitüre – Blüten sind Augen und Gaumenschmaus zugleich. Wichtig: Achten Sie auf Bio-Ware. Wer keinen Garten hat, wird oft im Biohandel oder gut sortierten Supermarkt fündig. Blumen vom Floristen sind meist gespritzt und somit nicht essbar.

Haben sich die Blüten gerade erst geöffnet, enthalten sie besonders viele ätherische Öle und ihr Geschmack ist somit intensiver. Deshalb am besten morgens pflücken. Blüten nur kurz ausschütteln und bei Bedarf vorsichtig abspülen und trocken tupfen. Stängel und Kelchblätter vor dem Verzehr entfernen.

Aber Vorsicht, es gibt auch giftige Blüten und Sorten, wie Maiglöckchen und Rittersporn. Die goldene Sammlerregel daher: Vor dem Verzehr gut informieren und im Zweifelsfall lieber stehen lassen.

Fliederblüten-Sirup

Zutaten für 2 Flaschen (à ca. 450 ml)

  • 600 g Zucker
  • 1 Päckchen Zitronensäure
  • 5 Fliederdolden (ungespritzt)
  • 1 Bio-Zitrone

1 750 ml Wasser und Zucker in einem Topf aufkochen, ca. 3 Minuten köcheln lassen. Abkühlen lassen, Zitronensäure unter den Sirup rühren.

2 Flieder gut ausschütteln und die Blütenblätter abzupfen, dabei nicht das Grüne mitnehmen, das macht den Sirup bitter. Zitrone waschen, trockenreiben und in Scheiben schneiden. Blüten und Zitrone zum Sirup in den Topf geben, gut unterrühren. Topf mit Deckel ca. 4 Tage kalt stellen.

3 Sirup durch ein feines Sieb in einen Topf gießen und nochmals aufkochen. Sofort in sterile Flaschen füllen, luftdicht verschließen und auskühlen lassen. Im Kühlschrank ist der Sirup mehrere Wochen haltbar. Zum Beispiel mit Sekt aufgegossen genießen.

Zubereitungszeit ca. 30 Minuten + Wartezeit

Pro EL ca. 3 kcal, 0 g E, 0 g F, 1 g KH

Holunderblüten werden in Pfannkuchenteig getaucht und ausgebacken.
Holunderblüten werden in Pfannkuchenteig getaucht und ausgebacken. © Eat Club

Hollerküchle (Holunderblütenküchlein)

Zutaten für 4 Portionen:

  • Ca. 12 Holunderblütendolden, ungespritzt
  • 50 g Butter
  • 2 Eier (Größe M)
  • 2 EL Mineralwasser
  • 1 EL Zucker
  • 4 EL Mehl
  • ½ TL Backpulver
  • ca. 1 Liter Frittieröl zum Ausbacken
  • 2-3 EL Puderzucker

1 Holunderblüten vorsichtig ausschütteln. Für den Teig Butter in einem Topf schmelzen. Eier und Mineralwasser schaumig aufschlagen. Zucker, Mehl und Backpulver mischen, unter die Eier rühren. Butter unterziehen.

2 Öl in einem Topf erhitzen (ca. 170 °C). Blüten durch den Teig ziehen. Portionsweise In heißem Fett schwimmend ausbacken. Herausnehmen und auf Küchenpapier abtropfen lassen. Mit Puderzucker bestäubt servieren. Dazu schmeckt Vanilleeis.

Zubereitungszeit ca. 30 Minuten

Pro Portion ca. 310 kcal, 5 g E, 24 g F, 20 g KH.