Der November gilt als Wechselmonat in der Kfz-Versicherung, weil fast alle Policen zum 1. Januar gekündigt werden können. Geht es nach dem Willen einiger Versicherer, ist jedoch bald das ganze Jahr hindurch Wechselsaison. Das Abrücken vom einheitlichen Termin bringt Autofahrern keine Vorteile.

Der Branchenprimus Allianz preschte im vergangenen Jahr voran. Seither wählen Autokäufer bei Abschluss eines Vertrages, ob die Hauptfälligkeit wie üblich der 1. Januar werden soll oder der jeweilige Tag der Zulassung. Danach richtet sich bei der Kfz-Versicherung der Kündigungszeitpunkt, der einen Monat vor dem Laufzeitende liegt.

Bisher kreuzen sich clevere Autosparer den November im Kalender an, um ihre Kfz-Versicherung alljährlich zu überprüfen und zu vergleichen . Nach der neuen Regelung könnte sich zukünftig das Wechselgeschäft über das ganze Jahr erstrecken. Neben der Allianz rückte auch die Victoria vom einheitlichen Wechseltermin ab. Bei der R+V gibt es Überlegungen, ob man sich anschließt. Die Versicherer begründen den Schritt mit einer Entzerrung des Saisongeschäfts. Kunden hätten den Vorteil, nicht gleich nach Weihnachten die teure Kfz-Versicherung zu zahlen.

Das ist nur ein Teil der Wahrheit. „Verteilen sich die Kündigungstermine über das ganze Jahr, dann sinkt mit der Berichterstattung auch die Aufmerksamkeit mancher Kunden. Sie verpassen schlicht den Zeitpunkt“, sagt Sabine Goebel, Produktmanagerin beim Vergleichsportal Aspect Online. Das bestätigen Anfragen aus der letzten Saison. Autofahrer wollten zu günstigeren Versicherern wechseln, doch ihr Vertrag lief erst mitten im Jahr aus, ohne dass sie sich darüber im Klaren waren.

Möglicher Vorteil für die Versicherer: Sie setzen sich weniger dem Preiskampf aus und behalten ihre Kunden leichter. Die HUK Coburg und ihre Direktversicherungstochter HUK24 halten dagegen am einheitlichen Wechseldatum fest, weil das Verfahren kundenfreundlich sei. Einsparungen von mehr als 200 Millionen Euro, so eine Berechnung des Versicherers aus Oberfranken, würden Autobesitzer sonst erst verspätet erhalten. Die Summe kommt den Fahrern zu Gute, weil sie für jedes Jahr ohne Unfall sich um eine Stufe bei der Schadenfreiheitsklasse verbessern. 1,5 Prozent macht dieses Abschmelzen der Prämie im Gesamtbestand aus und sie würden bei der neuen Regelung erst über das Jahr verteilt an die Kunden fließen.

„Im Oktober und November senken viele Kfz-Versicherer ihre Preise im Vergleich zum übrigen Jahr“, erklärt Sabine Goebel. „Bei einer Verteilung der Kündigungsfrist entfällt dieser Druck. Wer als Kunde weiter vom intensiven Wettbewerb profitieren möchte, kreuzt gleich bei Vertragsabschluss den Jahreswechsel als Laufzeitende an.“