„Warum können Frauen eigentlich schlechter einparken als Männer?“ Die Kinderfrage von der Rückbank trifft in der ersten Reihe erst auf verwirrtes Schweigen. Dann überlegen wir kurz, wie es eigentlich zu der anscheinend unkaputtbaren Mär von der weiblichen Unfähigkeit hinterm Steuer gekommen ist.

    Der Schulterblick in die Geschichte führt zur Lösung. Damals, als Frauen noch ihren Ehemann um Erlaubnis fragen mussten, wenn sie berufstätig sein wollten (vor etwas mehr als 40 Jahren), hatten sie auch seltener einen Führerschein als Männer, seltener ein eigenes Auto, sind seltener gefahren. Ergo hatten sie weniger Fahrpraxis, ergo konnten sie schlechter einparken. Erst ab Mitte der 80er-Jahre näherte sich die Quote der Frauen mit Führerschein jener der Männer an. Heute sind die Pkw-Fahrerlaubnisse ungefähr gleich verteilt – und der Anteil der Männer, die Punkte in Flensburg haben, ist mehr als dreimal so hoch wie der der Frauen.

    Das sagt zwar nichts über das Einparkvermögen, aber viel über gefühlte Wahrheiten und das Verhältnis der Geschlechter im Allgemeinen. Um aber die Frage nach der Einparkerei zu beantworten, müssen wir nicht einmal das Auto verlassen: Links sitzt meine Freundin, die alles und überall einparken kann. Rechts sitze ich, der nur deshalb nicht durch die (zweite) Führerscheinprüfung gerasselt ist, weil sein Fahrlehrer ihm heimlich Zeichen gegeben hat, als es ums parallele Einparken am Fahrbahnrand ging. Punkte haben wir übrigens beide nicht: Ich, weil ich seltener fahre und deshalb seltener auffallen kann – sie, weil die Flensburger die Dinger netterweise auch irgendwann wieder löschen.