Manchmal frage ich mich, ob es nicht doch eine ganz gute Idee wäre, neben der theoretischen und praktischen Kenntnis der Verkehrsregeln auch einen Intelligenztest zum Teil der Führerscheinprüfung zu machen. Am besten einen, der nicht die analytische, sondern die emotionale Intelligenz misst. Zum Steuern eines Pkw braucht es bestimmt keinen Uni-Abschluss – aber ein wenig Empathie sollte schon drin sein. Und damit meine ich nicht, dass man mit allen anderen auf der Straße gut Freund sein muss und sich gegenseitig zum gewaltfreien Erdbeertee-Trinken auf dem fair gehandelten Futon einlädt.

    Nein, es geht um ganz grundsätz­liche Fragen: die der Rettungsgasse zum Beispiel. Oftmals funktioniert sie mehr schlecht als recht, aber insgesamt scheint wieder Besserung in Sicht. Wenn da nicht in fast jedem Stau die eine ­Person wäre, die alles (bewusst?) missversteht, in die vermeintliche Lücke ­einschert und vorprescht. Also, des­wegen ganz individuell für alle Rettungsgassen-Analphabeten:

    Wenn sich plötzlich wie von Geisterhand ein Weg durch den Stau auftut, dann nicht, weil Sie der automobile Nachfahre(r) von Moses sind. Das ist auch kein Privatweg, den wir für Sie freigeräumt haben, weil wir gespürt haben, dass Ihr Termin viel wichtiger ist als irgendeiner von denen, die wir anderen gerade verpassen. Nein, das, was Sie da blockieren, ist den Damen und Herren vorbehalten, die einen im Wortsinn lebenswichtigen Termin haben. Wenn Sie sich also in Ihrem Auto umschauen und nichts darin darauf hindeutet, dass es sich um ein Einsatzfahrzeug handelt: Machen Sie schleunigst den Weg frei!