Koreaner schließen die Erneuerung ihrer Modellpalette bis Ende 2019 ab und bauen Angebot an alternativen Antrieben aus

    Ausverkauft für 2018. Gewöhnlich hört man dies nur bei streng limitierten Sonderserien, beispielsweise beim Porsche 911. Doch das Hinweisschild liegt dieses Mal hinter der Frontscheibe zweier Elektroautos von Hyundai: des Kona und des Ioniq. Das hohe Interesse für die beiden Stromer freut zwar die Deutschland-Zentrale einerseits, bereitet ihr aber auch Probleme. Es gilt, trotz der langen Lieferzeiten den Kunden bei der Marke zu halten.

    Für Ioniq-Electric-Käufer gibt es zumindest eine Lösung, wenn auch ­keine günstige. Bis zur Auslieferung ­bietet Hyundai ihnen als Überbrückung einen Ioniq Hybrid für monatlich 149 Euro Miete an. Die stehen aber einem Wertverlust in gut vierfacher Höhe gegenüber. Momentan diskutiert man, das Mobilitätsprogramm auch auf den Kona auszuweiten.

    Hyundai sieht sich selbst als „Vorreiter bei alternativen Antrieben“ und ist ­dabei, seine Palette unter Hochdruck zu elektrifizieren. 15 Modelle soll es ­global bis 2020 geben. Zusammen mit der Markenschwester Kia und der ­Premium-Tochter Genesis werden für das Jahr 2025 38 Fahrzeuge mit Alter­nativantrieb genannt. 13 Hybride, neun Plug-in-Hybride, 14 batterieelektrische und zwei Brennstoffzellen-Modelle.

    Bei Letzterem handelt es sich ­bislang um das C-SUV Nexo, von dem bereits knapp 200 Bestellungen in Deutschland vorliegen sollen. „Gäbe es mehr Wasserstofftankstellen, könnten wir mindestens 1000 Einheiten ab­setzen“, heißt es aus der Deutschland-Zentrale. Als zweites Fuel-Cell-Car ­käme ein SUV von Genesis infrage. ­Hyundais Edelmarke soll etwa 2020 nach Europa kommen. Jüngst haben die Koreaner mit Audi einen Vertrag zur Kreuzlizenzierung von Patenten zur Brennstofftechnologie geschlossen. Man will auf diese Weise Kosten reduzieren und die Großserienfertigung ­vorantreiben. Fuel Cells sollen später nicht nur in Pkw stecken, sondern mehr in Bussen und Lkw. Auch daran arbeitet Hyundai intensiv.

    Reichweite der E-Autos von 700 Kilometern wird avisiert

    Ab 2020 plant Hyundai eine komplett neu entwickelte Architektur für Elektroautos. Und spätestens zur Mitte des kommenden Jahrzehnts will man die nächste Batterie-Generation serienreif haben, die unter anderem an Feststoff-Akkus entwickelt wird. Ki Sang Lee, Chef des zuständigen Forschungs- und Entwicklungszentrums, sieht hier Reichweiten von 700 Kilometern und mehr als realistisch an.

    Doch zunächst wird die Mild-Hy­­bridtechnik über die relativ kosten­günstige 48-Volt-Technik und den Riemen­starter-Generator (RSG) ausgerollt. Als Erstes ist der Tucson dran, es folgen Volumenmodelle wie i30 (Golf-Segment) und i20 (Polo-Segment).

    Beim Santa Fe soll das 48-Volt-System bei den kleineren Motoren eingesetzt werden. Ansonsten bekommt das Mittelklasse-SUV Ende 2019 einen Plug-in-Hybrid und wäre nach dem Ioniq das zweite Modell von Hyundai, das diesen Teilstrom-Antrieb unter der Haube trägt. Die elektrische Reichweite ist mit mehr als 60 Kilometern angegeben.

    Für dieses Jahr ist Hyundai dabei, sämtliche seiner Modelle auf die neue Abgasnorm Euro 6d-Temp umzustellen. Die Benziner-Direkteinspritzer fahren mit Partikelfiltern, alle Dieselmotoren erhalten SCR-Technik. Eine Ausnahme bildet hier nicht einmal das kleinste SUV, der Kona, der erstmals mit einem Selbstzünder ausgerüstet wird. Mit den Facelifts von i20 und i40 schließt Hyundai die Modellerneuerung vorerst ab und hat nach eigenen Angaben unter den Volumenherstellern in Europa die jüngste Modellpalette auf dem Markt. Erst zum Ende nächsten Jahres steht dann der Kleinwagen i10 auf dem Plan. Nach allem, was man hört, dürfte Richtung 2020 das Ende des i40, den es bei uns nur als Kombi gibt, eingeläutet ­werden.

    Hyundai will vor allem bei Privatkunden wachsen

    Hyundai wird in diesem Mittelklasse­Limousinen-Segment nur noch das Weltauto Sonata im Angebot haben. Sich davon einen Kombi-Ableger nur für Europa zu leisten, dürfte eher un­wahrscheinlich sein. Eine Absatzdelle sollte es trotzdem nicht geben, dafür waren die Stückzahlen des i40-Kombi zu gering. Das steigende SUV-Angebot kompensiert das allemal. Wachsen will der unter den Importmarken größte Arbeitgeber in Deutschland kontinuierlich und vor allem bei den Privat­kunden. Das Niveau liegt hoch, das erste Halbjahr war mit 58.982 Einheiten das beste der Firmengeschichte. Hyundai hat hier Toyota erneut weit hinter sich gelassen.