Berlin. Stickoxide belasten auch Autofahrer sehr stark. Helfen können hier Filter mit Aktivkohle, die bereits für wenige Euro zu haben sind.

Wenn es um die Frage geht, wer zurzeit am meisten unter dem vor allem durch ältere Diesel verursachten Ausstoß von zu großen Mengen an Stickoxiden (konkret: Stickstoffdioxid, NO2) leidet, dann ist die Antwort in der Regel diese: natürlich alle, die auf dem Bürgersteig gehen oder die neben viel befahrenen Straßen wohnen.

Doch das stimmt nur zum Teil, denn mit am stärksten betroffen sind offenbar jene, die das Problem verursachen: Autofahrer selbst. Denn sie beziehen ihre Innenraumluft aus Öffnungen, die direkt über der Straße und dicht an den Auspuffrohren der Vorderleute liegen.

Ein Test der Zeitschrift „Auto Bild“ hat nun erstaunliche Resultate geliefert. Zusammen mit Experten der Universität Heidelberg haben die Tester geprüft, wie hoch die Belastung bei einer Fahrt ist, wobei als Referenzfahrzeug ein VW Golf zum Einsatz kam, der im Raum Düsseldorf unter verschiedenen Bedingungen unterwegs und zunächst mit einem Standard-Innenraumfilter ausgerüstet war.

Belastung liegt teils stark über dem Grenzwert

Ergebnis: Im Durchschnitt wurden die Insassen bei den einzelnen Etappen mit 59 bis 117 Mikrogramm je Kubikmeter Luft belastet. Zum Vergleich: Der Grenzwert, der für die Messstationen am Straßenrand gilt, liegt bei 40 Mikrogramm. Wird dieser dauerhaft überschritten, dient das bekanntlich als Argument für Diesel-Fahrverbote.

Was Autofahrer mitunter schon ahnen, wenn sie hinter bestimmten älteren Fahrzeugen herfahren, bestätigt die „Auto Bild“-Messung ebenfalls: Hat man einen „Stinker“ vor sich, verwandelt sich der Innenraum umgehend in eine Atemlufthölle. Konkret beschreibt das Blatt folgende Situation: „Je dichter der Verkehr, je schlechter die Abgasreinigung des vorausfahrenden Diesels und je mehr dessen Fahrer aufs Gas tritt, desto höher die NO2-Werte.

Diesel-Fahrverbote – Darum besteht Handlungsbedarf

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    Bis zu 361 Mikrogramm hinter altem Reisebus gemessen

    In der Abgasfahne eines aktuellen Fiat Ducato maßen die Forscher über drei Minuten eine mittlere NO2-Konzentration von 196 Mikrogramm, über vier Minuten hinter einem alten Reisebus gar 361 Mikrogramm.“ Doch auch „flott gefahrene“ Diesel-Pkw moderner Bauart sind ein Problem, wenn man dicht hinter ihnen herfährt. Kein Wunder: Schon mehrfach haben Institutionen wie der ADAC oder die Deutsche Umwelthilfe nachweisen können, dass solche Autos im Realbetrieb die Prüfstand-Grenzwerte zum Teil dramatisch überschreiten.

    Anders als Fußgänger und Anwohner haben Autofahrer allerdings leichtes Spiel, wenn sie sich vor dem Atemgift NO2 schützen wollen. Sie müssen nur den Standardfilter gegen ein Modell mit Aktivkohle wechseln (den haben manche Autos sogar schon serienmäßig). Ein Kohlefilter kostet jeweils nur einige Euro mehr und reduziert die Stickoxide im Innenraum um mehr als 90 Prozent.

    Auch das hat die Test-Tour mit dem – entsprechend umgerüsteten – VW gezeigt. Sollte der Vertragshändler keinen solchen Filter anbieten, ist laut „Auto Bild“ auch der freie Zubehörhandel eine Alternative.