Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erlesen: die Schilder entlang der Autobahn zum Beispiel. Abgesehen von den in lebensbejahendem Frühlings-braun gehaltenen Hinweisen auf obskure Museen, Landschaften und Denkmäler gibt es ja auch noch die Begrüßungstafeln, die einen beim Wechsel von einem ins nächste Bundesland darauf einstimmen sollen, was vor einem liegt. Der große Vorteil: Es wird nicht langweilig. Einige der Slogans sind so rätselhaft, dass man bis zur nächsten Landesgrenze grübelt, was sie wohl bedeuten sollen.

Schleswig-Holstein zum Beispiel bewirbt sich als „Der echte Norden“. Gibt es auch einen unechten, nachgemachten? Einen Nord-Themenpark gar, womöglich in China? In Niedersachsen besteht man darauf, das Flächenland sei „Immer eine gute Idee“. Bedenkt man, welcher Autobauer seine Heimat dort hat, möchte man den Damen und Herren raten, ganz fix eine neue gute Idee zu entwickeln – für einen anderen Slogan.

Ein Stück weiter östlich wird man im „Land der Frühaufsteher“ begrüßt. Sachsen-Anhalt hat die preußischste aller Sekundärtugenden zum Slogan erhoben – doch warum? Früh aufzustehen ist für sich genommen noch keine Leistung. Die Brandenburger wollen „Neue Per­spektiven entdecken“. Bei der Fahrt auf der Autobahn ist ein Perspektivwechsel meistens mit unschönen Vorkommnissen verbunden, aber na gut. Schließlich geht es noch sinnfreier: Rheinland-Pfalz proklamiert „Wir machen’s einfach“. Aber was? Und warum? Und mit wem?

Da lobt man sich die Bayern, die einen sloganlos im Freistaat begrüßen; im Wissen darum, dass ohnehin jeder eine Meinung zu ihrem Bundesland hat.