Ducati und KTM setzen auf neue Assistenzsysteme. Die Technik ist bekannt

Die Elektronisierung des Motorrads ist in vollem Gange: Ducati und KTM arbeiten an Radarsystemen, die sowohl vor das Motorrad wie auch hinter das Fahrzeug gerichtet sind. Nach vorn gerichtet ist ein adaptiver Tempomat, der Beschleunigung und Verzögerung innerhalb eines bestimmten Geschwindigkeitsbereiches in Abhängigkeit vom Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen regelt. Das rückwärts gerichtete Radarsystem hat die Funktion, die toten Winkel schräg hinter dem Motorrad zu überwachen und den Fahrer durch Aufleuchten von LEDs im Rückspiegel vor der drohenden Gefahr eines Spurwechsels zu warnen. Die Serieneinführung ist für 2020 vorgesehen.

Das Frontradar soll nicht nur in der Lage sein, den Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen bei wechselnden Geschwindigkeiten konstant zu halten, sondern auch vor ablenkungsbedingten Auffahrunfällen zu warnen. Dazu wird ein weiterentwickeltes Informationsdisplay integriert, das die Gefahr-Warnungen anzeigt.

BMW hat schon einen Totwinkelassistenten

Das rückwärts gerichtete Warnsystem von Ducati ist bereits relativ weit gediehen. Grundlage ist die Zusammenarbeit des italienischen Motorradherstellers mit verschiedenen Fachschaften der Universität Politecnico di Milano, die bereits 2016 ihren Anfang nahm. Das Front-Radar wurde 2017 ­zusätzlich in die Entwicklung auf­genommen. Der Oberbegriff für sämtliche neuen Ducati-Sicherheitssysteme lautet Advanced Rider Assistance Systems, kurz ARAS.

Der erste Totwinkelassistent in einem Einspurfahrzeug ist bereits seit 2016 verfügbar: Bei dem im BMW-Roller C 650 GT eingesetzten „Side View Assist“ handelt es sich um ein Ultraschallsystem mit vier Sensoren; es basiert auf einer bei Pkw häufig genutzten Technologie. KTM hat sich wie auch Ducati entschieden, auf Radar zu setzen, wofür ein einziges Modul am Heck des Motorrads genügt. Der breite Abstrahlwinkel ermöglicht es, den ­gesamten Bereich direkt hinter dem Motorrad zu scannen und gegebenenfalls Warnhinweise zu ­geben. Der Prototyp, der in einer 1290 Super Adventure montiert ist, verfügt über Leuchtdioden in den beiden ­Rückspiegeln, die beim Aufenthalt ­anderer Fahrzeuge im toten Winkel aufleuchten.

Die Entwicklung des Abstands­regeltempomaten ist diffiziler, weil mit ihm auch eine Veränderung der Fahrgeschwindigkeit verbunden ist. „Einen Notbremsassistenten, wie er bei Pkw integriert ist, wird es bei uns nicht ­geben“, sagt Tobias Stadler, Leiter der Straßenerprobung bei KTM. Es sei viel zu ­gefährlich, ein Motorrad mit einem eventuell nicht voll aufmerksamen Fahrer automatisch eine Notbremsung einleiten zu lassen. Das im Prototyp installierte System ist darauf ausgelegt, im Bereich zwischen 30 und 200 km/h zu arbeiten.

In der Praxis bedeutet es, dass der Fahrer die gewünschte Geschwindigkeit, beispielsweise 130 km/h, festlegt. Ist die Strecke vor dem Motorrad frei, hält das System dieses Tempo. Läuft die mit diesem System ausgerüstete KTM auf langsamere Fahrzeuge auf, wird sie automatisch verlangsamt, bei stärkerer Verzögerung sogar unter Einschalten des Bremslichts, um nachfolgende Fahrzeuge zu warnen. Noch nicht definiert ist, ob und in welcher Form der Fahrer gewarnt wird, falls die Geschwindigkeitsdifferenz zum vorausfahrenden Fahrzeug so hoch ist, dass die automatisierte Verlangsamung nach der Berechnung des Systems nicht ausreicht. Ducati hat sich für eine optische Warnung entschieden.

Sowohl Ducati wie auch KTM verfolgen seit längerer Zeit eine Zusammenarbeit mit einem Hersteller für in Motorradanzüge integrierte Airbags. Bereits seit 2014 gibt es mit der Ducati Multistrada 1200 D/air ein spezielles Modell, das bereits ab Werk mit einer zusätzlichen Elektronik zur Auslösung des in einen Dainese-Anzug integrierten Airbags ausgerüstet ist. Das System kann dabei zwischen harmlosen „Umfallern“ und echten Stürzen unterscheiden; ausgelöst wird dann jedoch nur im Falle einer echten Gefährdung.