Mir war nicht klar, dass man direkt vor den Toren der Stadt echte Abenteuer erleben kann – bis ich mich letzthin als reiner ÖPNV-Pendler versucht habe. Das Haus meiner Freundin diente als Start-, das Büro als Zielpunkt. Erster Stolperstein: der Busfahrplan. Während die Busse tagsüber um kurz vor halb ­fahren, durfte ich an der Haltestelle feststellen, dass das frühmorgens anders ist. Die Nahverkehrs-App schlug eine Alternativ-Route vor, und so bestieg ich gegen 6.30 Uhr den Bus in die entgegengesetzte Richtung.

„Hier ist um diese Uhrzeit noch nie jemand eingestiegen. Sind Sie sicher, dass Sie im richtigen Bus sind?“ „Wenn Sie zur U-Bahn fahren, ja.“ Die kommenden 45 Minuten verbrachte ich damit, mir die diversen Dörfer auf dem Weg ­anzusehen. An der U-Bahn-Station musste ich mich nur noch aus dem mittlerweile zugestiegenen Knäuel von Schulkindern entwirren, um die nächste Etappe zu starten: eine Dreiviertelstunde ­U-Bahn-Fahrt. Die vergingen ereignisarm – abgesehen von geruchsintensiven Frühstücksvarianten und schlecht abgeschirmten Kopfhörern um mich herum. Keine zwei Stunden, nachdem ich das Haus verlassen hatte, war ich schon im Büro. Google schätzt, dass ich mit dem Fahrrad für die etwa 35 Kilometer Luftlinie ebenso lang gebraucht hätte, was ich sehr schmeichelhaft finde: Die „Ich muss sterben“-Verschnaufpausen werden wohl gnädig unterschlagen.

Mit dem Auto benötigt man im Idealfall ebenso viele Minuten, wie es Kilometer sind – der tritt zur Rushhour allerdings nie ein. Ob mir der Verlag wohl einen Diensthubschrauber stellt, wenn ich lieb frage?