Wenn es darum geht, Autofahrer dazu zu bekommen, sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten, ist guter Rat oft teuer. Wie teuer, weiß man im niederländischen Örtchen Jelsum jetzt ganz genau: 80.000 Euro hat ein musi­kalisches Experiment gekostet, das zunächst ganz charmant klingt, schnell aber die Grenze zur seelischen Grausamkeit überschreitet.

Die Durchgangsstraße wurde mit einem speziellen Seitenstreifen aufgerüstet, der die inoffizielle friesische Hymne „Die alten Friesen“ spielt, wenn man darüber fährt. Wer sich ans Tempolimit von 60 Stundenkilometern hält, für den „klingt und donnert“ der „friesische Grund“ – wie es im Refrain heißt – in korrekter Geschwindigkeit.

Was die Planer nicht bedacht haben: Wie die meisten Hymnen ist auch die friesische sehr getragen und etwas schwerfällig. Auftritt der Kulturkritiker unter den Autofahrern, der Taxifahrer. Wie eine Anwohnerin berichtete, testen die, wer den friesischen Grund am schnellsten klingen und donnern lassen kann – die ganze Nacht hindurch. Folgerichtig wurden die musikalischen Rillen fix wieder abgefräst. Laut einem Sprecher sei das Experiment trotzdem ein Erfolg gewesen, die meisten Autofahrer seien langsamer gefahren. Man überlege, ob sich der singende Seitenstreifen ­vielleicht besser für Straßen eigne, an denen niemand wohnt.

Das aber ist zu kurz gedacht: Wirklich innovativ wäre, die Straße den Song wechseln zu lassen, sobald man zu schnell ist. Wenn Raser statt des Lobs der Friesen auf einmal den „Folsom ­Prison Blues“ hören würden, könnte das zu plötzlicher Einsicht führen.