Es gibt Geschäftsideen, die sind so bahnbrechend clever, dass man sie selbst gern gehabt hätte. Das Gesamtkonzept Autobahnraststätte ist so eine: Alles, was man auf großer Fahrt braucht, will oder meint zu brauchen, an einem Fleck – mit ungefähr 4000 Prozent Preisaufschlag. Der hat seinen Grund, aber nicht etwa in den horrenden Pachtkosten. Nein, dass Mineralwasser fast so viel kostet wie ein Glas Wein im Restaurant und ein Schokoriegel so viel wie die Familienpackung derselben im Supermarkt, dient der Perpetuierung des Systems Sanifair.

Zur Toilette gehen muss schließlich jeder früher oder später. Hat man dann Portemonnaie, Jacken-, Hosentaschen und die Sitzpolster erfolgreich nach Kleingeld durchforstet, um die vermaledeiten 70 Cent zusammenzubekommen, und sich in den – zugegebenermaßen stets sauberen – Hallen erleichtert, steht man vor einem neuen Problem: Das einzig angebotene Produkt, das man wirklich zwingend benötigt – Kraftstoff –, kann man mit den Dingern nicht bezahlen. Dabei wäre der Gegenwert eines familiären Gangs zum stillen Örtchen locker ein Liter Benzin oder Diesel.

Um irgendetwas anderes zu kaufen, bräuchte man aber eine Sammelleidenschaft, die hart am Rand des Pathologischen liegt. Laut dem rbb-Magazin „Super.Markt“ sind folgerichtig allein im vergangenen Jahr rund 40 Millionen Gutscheine nicht eingelöst worden und stattdessen in Papierkörben, unter Autositzen und in Waschmaschinen verschwunden.

Was für eine Verschwendung: Für die 20 Millionen Euro hätte man sich an einer Raststätte einmal so richtig satt essen können – mit der ganzen Familie.