Hohe Sitzposition, großer Laderaum und präsenter Auftritt – es gibt eine ganze Reihe von Eigenschaften, die SUV wie den Nissan Qashqai populär machen. Geländegängigkeit oder auch nur eine überdurchschnittliche Traktion zählen allerdings nicht dazu. Das bestätigt sich auch am getesteten 163 PS starken 1,6-Liter-Turbobenziner. Das Auto überzeugt – bis der erste Schnee fällt.

Was der Käufer wissen muss

Dass die Geländewagen-Lookalikes so wenig im Gelände können, daran trägt nicht zuletzt der Nissan Qashqai Schuld. Denn der kompakte Crossover zählte zu den ersten Autos, die wie Offroader aussahen, aber auch aufgrund des fehlenden Allradantriebs keine mehr waren.

Gleiten und Gas geben

Das Fahrwerk ist komfortabel ausgelegt, vor allem im Vergleich zu den durchdynamisierten Modellen anderer Marken ist der Nissan ein echt bequemes Auto. Trotzdem ist die Seitenneigung in Kurven relativ gering, was das sichere und Pkw-hafte Fahrgefühl unterstreicht. Kritisieren kann man allenfalls das leichte Fahrwerkspoltern auf Fugen und Schlaglöchern sowie die immer noch etwas synthetisch wirkende Lenkung. Das vor allem in den oberen Gängen sehr lang übersetzte Getriebe nimmt dem Auto zwar ein wenig Spritzigkeit, drückt aber auch den Verbrauch auf rund 7,0 Liter je 100 Kilometer. Das ist lediglich ein Liter über dem Normwert und für einen Benziner ein ordentliches Ergebnis. Einer der Gründe für die Genügsamkeit des Vierzylinders ist der Allradverzicht. Der kann aber auch schmerzen: Bei schneebedeckter Straße kommt der Qashqai so schnell an seine Grenzen wie ein gewöhnlicher Kompaktwagen. Bei einem bulligen SUV ist man schon erstaunt, wenn es am Berg schon früh nicht mehr weitergeht. Weil auch das ESP nicht manuell deaktiviert werden kann, bleibt dem Fahrer dann nur die Hoffnung, dass die Elektronik intelligent genug ist, die winterliche Fahrsituation als solche auch zu erkennen.

Komfort und Sicherheit

Verglichen mit vielen anderen SUV ist der Qashqai eher ein höher gelegter Kombi als ein domestizierter Geländewagen. Die Sitzposition ist erhaben, der Gepäckraum sehr groß, das Fahr- und Raumgefühl aber hat im Vergleich mit der Konkurrenz deutlich weniger von einer Trutzburg. Das Cockpit ist betont Pkw-haft, Armaturenbrett und Mittelkonsole fallen eher schlank aus. Die vergleichsweise niedrige Schulterlinie lässt zudem den Innenraum hell und luftig wirken. Auch die Einrichtung des Cockpits ist sachlich, hält sich vom Edel-Touch einiger Wettbewerber ebenso weit entfernt wie vom abwaschbaren Look richtiger Geländewagen. Beim
EuroNCAP-Crashtest hat er fünf von fünf Sternen erreicht.

Preis und Leistung

Weil er zwar Form und Platzangebot aus dem damals schon erfolgreichen SUV-Segment übernahm, nicht aber den obligatorischen Allradantrieb, konnte die Konkurrenz preislich unterboten werden. Obwohl die Wettbewerber konzeptionell längst nachgezogen haben, zählt auch die aktuelle, zweite Generation, zu den günstigeren SUV. 20.500 Euro kostet die Einstiegsvariante, 28.000 Euro die Topvariante ohne Allradtechnik. Nicht viel mehr als ein normales Kompaktmodell. Und das ist letztlich die Klasse, gegen die der Qashqai antritt – die der kompakten Allround-Fahrzeuge.