Praktische (Über-)Lebenshilfe: Lesen Sie keine Unfallstatistiken, bevor Sie sich hinters Steuer setzen. Und lesen Sie ganz besonders nicht die Statistiken, die Menschen herausgegeben haben, die ein Interesse daran haben, dass das Auto nicht ganz so gut wegkommt.

Die Allianz pro Schiene ist, wie der Name schon nahelegt, ein Lobbyverband, der sich für mehr Bahnverkehr einsetzt. Aktuell wirbt sie mit einem Vergleich von Unfallzahlen. Laut Berechnung des Verbands sei das Risiko, im Auto verletzt zu werden, 125-mal höher als in der Bahn. Und das Risiko, bei einem Unfall zu sterben, sei hinter dem Steuer eines Pkw 53-mal so hoch wie im Bahnabteil. Auch im Vergleich zum Bus schneidet die Bahn besser ab laut den Lobbyisten: Viermal so hoch sei das Todes-, 41-mal so hoch das Verletzungsrisiko. Und selbst der Güterverkehr sei auf der Schiene viel besser aufgehoben als auf der Straße: Gefahrgutunfälle passierten mit Lkw 42-mal häufiger als mit der Bahn.

Etwas unfair ist der Vergleich aber doch. Die Bahn profitiert von gleich mehreren Vorteilen, was das Risiko schwerer Unfälle angeht. Der banalste: Sie fährt auf Schienen, nicht auf der Straße. Und der Lokführer ist längst nicht so selbstständig in seinen Entscheidungen wie sein Pendant im Auto.

Die morbiden Zahlenspiele der Bahnlobbyisten lassen eigentlich nur eine Frage offen: Wie kommen die Menschen, die nicht in Wurfweite eines Bahnhofs wohnen, in den Genuss dieses sichersten aller deutschen Alltagsverkehrsmittel – ohne sich zuvor der tödlichen Gefahr des Verkehrs auf der Straße auszusetzen?